Medizin
26. März 2019 Herzunterstützungssysteme: Fallbeispiele für Herzpumpen
Hämodynamische Unterstützung bei Hochrisiko-Herzklappeneingriffen
Vom erfolgreichen Einsatz der Impella 5.0®, bzw. Impella 5.5® als Unterstützung bei Hochrisiko- Mitralklappeneingriffen bei ischämischem Herzversagen berichtete Prof. Dr. med. Arjang Ruhparwar, Heidelberg. Bei einer ausreichenden Funktion von Lunge und rechtem Ventrikel konnte er auch Patienten mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) unter 25% oder zusätzlichen Risikofaktoren, wie einer pulmonalen Hypertonie, mit der Unterstützung durch die Impella® erfolgreich behandeln.
Ruhparwar zeigte, dass ein frühzeitiger Einsatz der Impella® den Einsatz von Katecholaminen vermeidet und damit Perfusionsstörungen der Endorgane vorbeugt. Der gleichzeitige Einsatz einer Impella CP® im linken Ventrikel und einer Impella RP® im rechten Ventrikel ermöglicht darüber hinaus eine vollständige biventrikuläre Unterstützung des Herzens und erfordert im Gegensatz zur ECMO (Extrakorporale Membranoxygenierung) nur eine minimale Dosis an Antikoagulanzien (1). Da für das Einsetzen der Impella® nur ein minimalinvasiver Eingriff nötig ist, kommt es laut Ruhparwar außerdem seltener zur Bildung von Thromben, Ischämien, Nachblutungen oder neurologischen Komplikationen als beim Einsatz der ECMO. Die gute Mobilisierbarkeit der Patienten durch den Einsatz über die Arteria axillaris ist ein weiterer wesentlicher Vorteil der Impella® Herzpumpen (2).
Ruhparwar empfahl einen frühzeitigen Einsatz der Impella®: „Das Timing ist besonders wichtig. Man sollte das Gerät eher früher als später einsetzen – teilweise auch prophylaktisch.“
Patientenoutcomes nach längerfristigem Einsatz
Eine Metaanalyse, die Ergebnisse nach Platzierung der Impella 5.0® zeigt, wurde von Dr. med. Alexander Bernhardt, Hamburg, vorgestellt (3). Die Analyse umfasst Daten von 163 Patienten mit kardiogenem Schock, die mit der Impella 5.0® behandelt wurden. Die Überlebensrate lag nach 30 Tagen bei 72,6% und nach einem Jahr bei 58,4% (3). Die besten Ergebnisse wurden bei Patienten erreicht, bei denen der kardiogene Schock nach einem Eingriff am Herzen aufgetreten war: Bei dieser Patientengruppe lag die Überlebensrate nach 30 Tagen bei 89,5% und nach einem Jahr bei 69,5% (3). Bernhardt zeigte sich von den Resultaten überzeugt: „Das Outcome ist sehr gut für dieses ausgesprochen kranke Patientenkollektiv.“
Er berichtete weiterhin von seinen Erfahrungen mit der neuen Impella 5.5®, die für eine Einsatzdauer von bis zu 30 Tagen konzipiert ist (4). Das Gerät befindet sich derzeit in der Markteinführung und wurde bislang in 4 Herzzentren in Deutschland bei mittlerweile 20 Patienten eingesetzt. Die Überlebensrate nach 30 Tagen lag bei diesen Patienten bei 75%.
Impella RP® Herzpumpe bei Rechtsherzversagen
Prof. Dr. med. Jens Garbade, Leipzig, fokussierte seinen Vortrag auf den Einsatz der Impella RP® Herzpumpe, die bei Rechtsherzversagen den rechten Ventrikel unterstützen kann, z.B. nach Myokardinfarkt, Kardiotomie, nach Implantation eines LVAD oder Transplantation (5,6).
Garbade stellte anhand seiner Fallbeispiele besonders heraus, dass die Patientenselektion und der rechtzeitige Einsatz der Herzpumpe zur Erholung des rechten Ventrikels elementar sind. Ein frühzeitiger Einsatz der Impella RP bei einem simultanem LVAD Einsatz und hochgradiger Trikuspidalklappeninsuffizienz (TI) führte zur erfolgreichen Behandlung. Bei schlechter Prognose und spätem Einsatz der Impella müsse der Erfolg des Einsatzes in Frage gestellt werden. Er nannte die Selektionskriterien der Recover Right Studie, in der ein Patient Outcome von 73,3% erfolgreich behandelter Patienten nach 30 Tagen und 70% nach 6 Monaten erzielt werden konnte (6). Garbade zeigte sich überzeugt, dass „innovative perkutane Unterstützungssysteme intraoperativ oder postoperativ bei Anzeichen eines Rechtsherzversagens frühzeitig eingesetzt werden sollten, um optimale Bedingungen für eine rechtsventrikuläre Erholung zu schaffen.“
Fazit
Die Patientenselektion und der richtige Zeitpunkt der Anwendung spielt eine wichtige Rolle beim Einsatz der Impella® Herzpumpen. Von einer Herzerholung durch frühzeitige Impella-Unterstützung können sowohl Patienten in Notfallsituationen wie dem kardiogenen Schock, als auch solche, die sich elektiven Eingriffen am Herzen unterziehen müssen, profitieren.
Quelle: Abiomed
Literatur:
(1) Pappalardo F, Scandroglio AM, Latib A. Full percutaneous biventricular support with two Impella pumps: the Bi-Pella approach. ESC Heart Fail. 2018 Jun; 5(3): 368-371.
(2) Esposito ML, Jablonski J, Kras A, Krasney S, Kapur NK. Maximum level of mobility with axillary deployment of the Impella 5.0 is associated with improved survival. Int J Artif Organs. 2018 Apr; 41(4): 236-239.
(3) Batsides G, Massaro J, Cheung A, Soltesz E, Ramzy D, Anderson MB. Outcomes of Impella 5.0 in Cardiogenic Shock: A Systematic Review and Meta-analysis. Innovations (Phila). 2018 Jul/Aug; 13(4): 254-260.
(4) Bernhardt AM, Hakmi S, Sinning C, Lubos E, Reichenspurner H. A newly developed transaortic axial flow ventricular assist device: Early clinical experience. J Heart Lung Transplant. 2018 Oct; 2; S1053-2498(18)31687-5.
(5) Konstam MA, Kiernan MS, Bernstein D, Bozkurt B, Jacob M, Kapur NK, Kociol RD, Lewis EF, Mehra MR, Pagani FD, Raval AN, Ward C; American Heart Association Council on Clinical Cardiology; Council on Cardiovascular Disease in the Young; and Council on Cardiovascular Surgery and Anesthesia. Evaluation and Management of Right-Sided Heart Failure: A Scientific Statement From the American Heart Association. Circulation. 2018 May 15; 137(20): e578-e622.
(6) Anderson MB, Goldstein J, Milano C, Morris LD, Kormos RL, Bhama J, Kapur NK, Bansal A, Garcia J, Baker JN, Silvestry S, Holman WL, Douglas PS, O'Neill W. Benefits of a novel percutaneous ventricular assist device for right heart failure: The prospective RECOVER RIGHT study of the Impella RP device. J Heart Lung Transplant. 2015 Dec; 34(12): 1549-60.
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