Medizin
25. November 2020 Hüft- und Kniearthrose: Corona-Zeit wie überbrücken?
Die konservative Therapie kombiniert Krankengymnastik und physikalische Therapien, Schmerzbekämpfung und orthopädische Hilfsmittel wie Einlagen und Schuhzurichtungen, etwa Absatzerhöhungen – jeweils angepasst an die individuelle Erkrankungssituation. "Die Beschwerden können durch diese Maßnahmen günstig beeinflusst werden, und häufig ist wieder eine normale körperliche Aktivität möglich“, sagt Kirschner. Er räumt jedoch ein: "Laut aktuellen Studien erhalten in der Realität nur etwa 60% der Patienten eine geeignete Schmerztherapie und nur 43% Krankengymnastik und physikalische Therapien (3, 4). "Hier besteht also Nachholbedarf“, so Kirschner. Patienten sollten ihren Arzt gegebenenfalls darauf ansprechen.
Und er hat noch einen Rat an Betroffene: die – vorübergehende – Nutzung von Unterarmgehstützen zur Entlastung des schmerzenden Hüft- oder Kniegelenkes. „Sehr häufig bessern sich die Beschwerden unter der Entlastung des Gelenkes“, weiß der Experte. Ein schöner Nebeneffekt sei zudem die Kräftigung der Muskulatur von Schultergürtel und Armen und die Schulung der Balance. Unterarmgehstützen können vom Arzt verschrieben werden.
Insgesamt könnten die Patienten die Wartezeit nutzen, um fitter für ihre Endoprothesen-OP zu werden. „Betroffene sollten sich von ihrem Hausarzt über ihre persönlichen Risikofaktoren aufklären lassen und dann versuchen, gezielt gegenzusteuern“, sagt Kirschner. „Klassische Risikofaktoren für Komplikationen bei einer OP sind Übergewicht, Rauchen, ein schlecht eingestellter Blutzucker – etwa bei nicht erkanntem Diabetes–, ein reduzierter Allgemeinzustand und chronische Infekte etwa von Zähnen, der Blase oder der Haut.“
Ob und wann weitere Therapiemöglichkeiten wie die Injektion von Hyaluronsäure, Kortison oder angereicherten patienteneigener Blutplättchen zur Linderung der Beschwerden infrage kommen, sind Thema auf dem 22. Jahreskongress.
Terminhinweis
22. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik e. V. (AE) vom 2. bis 4. Dezember 2020 (online)
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. (AE)
Literatur:
(1) S2k-Leitlinie: Indikation Knieendoprothese: Evidenz- und konsensbasierte Indikationsstellung in der Knie-Endoprothetik (EKIT-Knie)
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-052l_S2k_Knieendoprothese_2018-05.pdf
(2) Leitlinien-Ankündigung: Evidenz- und konsensbasierte Indikationskriterien zur Hüfttotalendoprothese bei Coxarthrose (EKIT-Hüfte) (geplante Fertigstellung: 30.11.2020) https://www.awmf.org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ll/187-001.html
(3) Postler A., Ramos AL., Goronzy J., Günther KP., Lange T., Schmitt J., Zink A., Hoffmann F.: Prevalence and treatment of hip and knee osteoarthritis in people aged 60 years or older in Germany: an analysis based on health insurance claims data. Clin Interv Aging. 2018 Nov 14;13:2339-2349. DOI https://doi.org/10.2147/CIA.S174741
(4) Lange, T., Luque Ramos, A., Albrecht, K. et al.: Verordnungshäufigkeit physikalischer Therapien und Analgetika vor dem Einsatz einer Hüft- bzw. Kniegelenks-Endoprothese. Orthopäde 47, 1018–1026 (2018). https://doi.org/10.1007/s00132-018-3629-1
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