Übergewicht ist ein entscheidender Risikofaktor für Infektionen nach elektiver Hüfterstimplantation
Infektionen zählen mit rund 15% zu den am
häufigsten genannten Wechselgründen an Hüften und Knien. Insbesondere im Zeitraum bis zu 2 Jahre nach der Erstimplantation ist die periprothetische Infektion Grund – je nach Versorgungsform – für bis zu 50% der Wechseleingriffe. Als eine wesentliche Einflussgröße für das Infektionsrisiko erweist sich dabei hohes Übergewicht der Patient:innen. Dieser Zusammenhang ist deutlich bei Patient:innen zu erkennen, die eine elektive Hüfttotalendoprothese mit zementfreiem Schaft erhalten haben: Patient:innen mit einem BMI unter 30, haben ein Risiko von unter 1%, eine Infektion zu erleiden. Bei Patient:innen mit einem BMI zwischen 35 und 40 ist dieses Risiko mehr als doppelt so hoch.
Ratsam: Zementierung der Hüftschäfte bei Patient:innen ab 75 Jahren
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 147.739 Hüfterstimplantationen an das EPRD gemeldet. Bei den Hüftersteingriffen werden in mehr als 88% der Fälle Hüfttotalendoprothesen implantiert, Hüftteilendoprothesen nur in rund 11% der Fälle. Bei den Hüfttotalendoprothesen werden knapp 78% unzementiert in den Körper der Patient:innen eingesetzt. Der Anteil der Versorgungen, bei denen sowohl Hüftschaft als auch -pfanne zementiert implantiert wurden, lag 2014 noch bei rund 8% Prozent, 2020 waren es nur noch gut 4%. Die Verankerung der Hüfttotalendoprothese ohne Zement stellt inzwischen also eine Standardbehandlung für das Gros der Patient:innen dar. Allerdings, Auswertungen des EPRD wie auch internationale Studien zeigen: Bei älteren Menschen muss offenbar umgedacht werden. Die Wahrscheinlichkeit eines Implantatausfalls ist bei Menschen über 75 Jahren deutlich erhöht, wenn der Schaft nicht zementiert wird.
Risikomanagement: Mismatch-Identifikation durch das EPRD
Von einem sogenannten Mismatch ist die Rede, wenn Prothesenteile eines Implantats in der Kombination nicht zusammenpassen. Diese Fälle sind selten. Während solche Kombinationen in einzelnen Revisionsfällen vom Operateur bewusst aus medizinischen Gründen gewählt werden, sind sie bei Erstimplantationen nicht notwendig und können für den Patient:innen gravierende Folgen nach sich ziehen. Um sie künftig weitmöglichst auszuschließen, hat das Endoprothesenregister Deutschland ein System etabliert, um Kliniken so zeitnah wie möglich über Probleme bei der Komponentenwahl zu informieren. Dies erfolgt zum einen durch einen Warnhinweis in der Erfassungssoftware; zum anderen erhalten die Kliniken monatlich einen Bericht über etwaige Probleme aus den Dokumentationen des Vormonats. Ermöglicht wird dieses Risikomanagement-Instrument durch die Produktdatenbank des EPRD. Seit der Inbetriebnahme des EPRD 2012 speisen die Implantathersteller die Datenbank mit detaillierten Informationen zu Produkteigenschaften und Funktionalitäten ihrer Artikel. Die Datenbank umfasst derzeit etwa 67.000 Einzelartikel und ist in ihrer Granularität und ihren Klassifikationsmerkmalen weltweit einzigartig.