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Digitale Kluft: Herz-Apps erreichen indische Bevölkerung kaum

Die Studie umfasste eine detaillierte Analyse von App-Store-Daten aus den Apple- und Google-Stores. Dabei wurden modernste Methoden der natürlichen Sprachverarbeitung und Clustering-Techniken eingesetzt. Es zeigte sich, dass nur sehr wenige Gesundheits-Apps Inhalte in einer der zahlreichen indischen Regionalsprachen anbieten – und damit für große Teile der Bevölkerung unzugänglich bleiben. Unter den im englischsprachigen Angebot identifizierten Apps mit Bezug zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind zwar die meisten kostenlos, sie werden jedoch selten bewertet oder kommentiert – ein Hinweis auf ihre begrenzte Nutzung. Die Studie zeigt eindrücklich, wie sehr Anspruch und Realität digitaler Gesundheitsangebote auseinanderklaffen und wie dringend mobile Technologien gezielter auf die Bedürfnisse der öffentlichen Gesundheit in ressourcenschwachen Regionen ausgerichtet werden müssen.

mHealth in Indien: Großes Potenzial, wenig Forschung

Mobile Gesundheits-Apps (mHealth) gelten als vielversprechender Ansatz, um Versorgungslücken zu schließen, insbesondere in Regionen mit eingeschränktem Zugang zu medizinischer Infrastruktur. Mit dem bevorstehenden Überschreiten der Milliardengrenze bei Smartphone-Nutzer:innen verfügt Indien über ein enormes Potenzial für digitale Gesundheitslösungen. Doch bislang sind wissenschaftliche Studien zu diesem Thema entweder wenig umfangreich, auf einzelne App-Kategorien beschränkt oder greifen die weitverbreiteten Herzerkrankungen kaum auf. Um diese Lücke zu schließen, hat das Team des Fachbereichs Biomedizinische Ethik und Ethik des Gesundheitswesens der KL Krems eine skalierbare, systematische Methode entwickelt, um das tatsächliche Angebot im Bereich mHealth zu analysieren und sichtbar zu machen, woran es fehlt.

Sprachbarrieren und technische Hürden bremsen Nutzung

Die Ergebnisse sind ernüchternd: Lediglich 0,5% der Apps im Google Play Store und 1,4% im Apple App Store beziehen sich überhaupt auf Herzkrankheiten. Mehr als 70% davon weisen keinerlei Bewertungen oder Rezensionen auf – ein deutlicher Hinweis auf ihre geringe Reichweite und Nutzung. Zwar sind die meisten Apps kostenlos verfügbar, doch ihre vergleichsweise großen Dateigrößen und unregelmäßigen Updates könnten insbesondere auf älteren Geräten oder bei langsamen Internetverbindungen, wie sie in vielen ländlichen Regionen Indiens üblich sind, zum Problem werden. Zudem unterstützen nur wenige Apps indische Regionalsprachen – obwohl frühere Studien zeigen, dass regionalsprachige Angebote oft mit höherer Nutzer-Aktivität verbunden sind.

Klinische Herz-Apps: Hohe Relevanz, geringe Nutzung

Mithilfe maschinellen Lernens hat das Forschungsteam die Apps in drei Hauptkategorien eingeteilt: klinisch (Fokus auf Behandlung und Überwachung), Fitness und Lebensstil (z.B. Ernährung und Bewegung) sowie Schlaf und Wellness (einschließlich Meditation und Stressabbau). Die meisten Apps fielen in die klinische Kategorie – doch ausgerechnet diese zeigten das geringste Nutzer-Engagement. Sie hatten die kürzesten Beschreibungen, die kleinsten Dateigrößen und wurden am seltensten bewertet. „Selbst die inhaltlich relevantesten Apps scheinen Schwierigkeiten zu haben, die Menschen wirklich zu erreichen und ihnen zu helfen“, sagt Erstautorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Keerthi Dubbala, MBBS, MPH. „Das kann an mangelnder Sichtbarkeit, schlechtem Design oder daran liegen, dass sie schlichtweg nicht das bieten, was die Nutzerinnen und Nutzer tatsächlich benötigen.“

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Quelle:

Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften

Literatur:

(1)

Dubbala K et al. J Med Internet Res. 2025; 27:e53823. doi: 10.2196/53823.