Neue Empfehlungen zur Prävention und Therapie der Cortison-Osteoporose
Eine fundierte Strategie zum Knochenschutz umfasst Prävention und Therapie. Ein Expertenteam für gesundes Altern plädiert für kontinuierliches Screening der Knochendichte und gibt Tipps zu Versorgung mit Kalzium, Vitamin D und Protein als Basismaßnahmen. Je nach Frakturrisiko kommen potente knochenaufbauende Medikamente zum Einsatz.
Cortison-Therapie erhöht Knochenbrüchigkeit bei Patient:innen
Patient:innen, die längere Zeit auf eine Therapie mit Cortison angewiesen sind, zeigen oft eine erhöhte Knochenbrüchigkeit. Da Cortisonpräparate jedoch bei schweren Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankungen oder in der Transplantationsmedizin unerlässlich sind, kann in der klinischen Behandlung darauf nicht vollständig verzichtet werden. Umso wichtiger ist in diesen Fällen eine fundierte Strategie zum Knochenschutz. Ein Expertenteam aus dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden hat nun im Fachjournal Lancet Diabetes & Endocrinology Empfehlungen zur Prävention und Behandlung der Cortison-Osteoporose veröffentlicht [1].
„Diese international sichtbare Arbeit belegt die langjährig exzellente Knochenforschung in Dresden, welche die großen medizinischen Zusammenhänge untersucht. Damit leistet die Dresdner Universitätsmedizin einen wichtigen Beitrag zu den Zukunftsthemen Prävention, Systemmedizin und Healthy Longevity", sagt Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden.
Hohe Frakturrate bei längerer Cortison-Einnahme
Cortisonpräparate sind bei einer Reihe von lebensbedrohlichen Erkrankungen ein fester Pfeiler der anti-entzündlichen Therapie. Dazu zählen schwere Autoimmunerkrankungen, wie Lupus, Multiple Sklerose, Rheumatoide Arthritis, aber auch Krebserkrankungen oder Abstoßungen nach Organtransplantation. Allerdings zeigt diese Therapie typische Komplikationen, wie zum Beispiel die Entstehung einer schweren Osteoporose, welche durch Knochenfrakturen zu Schmerzen, Immobilität und langen Krankenhausaufenthalten führen kann. Mehr als 50% aller Menschen, die länger als drei Monate mehr als 7,5 Milligramm pro Tag des Cortisonpräparats Prednisolon einnehmen, erleiden Knochenbrüche, vor allem an den Wirbelkörpern. Auch an anderen Stellen, wie dem Schenkelhals, am Oberarm, dem Becken oder an den Rippen können die Knochen bereits bei geringen Stürzen oder beim Anprallen brechen.
Internationale Leitlinien für verschiedene Gesundheitssysteme
In einem Beitrag für das Fachjournal Lancet Diabetes & Endocrinology geben nun Prof. Lorenz Hofbauer, Prof. Martina Rauner und PD Dr. Elena Tsourdi aus dem Zentrum für Gesundes Altern am Universitätsklinikum Dresden Empfehlungen zur Prävention und Therapie dieser gefürchteten Komplikation. Durch die internationalen Koautor:innen, Prof. Ken Saag aus den USA und Prof. Juliet Compston aus Großbritannien sind die skizzierten Leitlinien auch auf verschiedene Gesundheitssysteme übertragbar. „Neben einem gesunden, aktiven Lebensstil und einer ausreichenden Aufnahme von Calcium, Protein und Vitamin D sollte bereits bei der Verschreibung von Cortisonpräparaten die Knochendichte gemessen werden", sagt Dr. Tsourdi. „Wer Cortison verschreibt, ist in der Pflicht und sollte bei jedem Besuch des Patienten oder der Patientin überprüfen, ob die Dosis reduziert werden kann oder ob es Therapiealternativen gibt.“
Risikoadaptiertes Vorgehen bei Cortison-Osteoporose
Bei längerer oder hochdosierter Cortisontherapie empfehlen die Autor:innen ein risikoadaptiertes Vorgehen. „Bei niedrigem oder mittlerem Frakturrisiko sind Bisphosphonate oder Denosumab ausreichend, bei hohem Frakturrisiko ist ein knochen-aufbauendes Regime indiziert. Dazu zählen Romosozumab, Teriparatid oder Abaloparatid, die alle injiziert werden", sagt Prof. Hofbauer. Dieses gesamte Therapiespektrum wird am Osteoporose-Zentrum des Universitätsklinikums angeboten. Die Forschung zu Entzündung und Knochengesundheit wird durch den Sonderforschungsbereich-369 (DIONE) gefördert.
Quelle:Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Literatur:
- (1)
Hofbauer LC et al. (2025) Glucocorticoid-induced osteoporosis: novel concepts and clinical implications, Lancet Diabetes Endocrinology, DOI: 10.1016/S2213-8587(25)00251-7