Östrogen schützt die Nieren vor Schäden durch Ferroptose
Ein Forschungsteam unter Leitung von Wissenschaftlern aus Dresden und Heidelberg konnte zeigen, dass sich Nierenschädigungen bei Männern und Frauen unterscheiden – und dass das Hormon Östrogen dabei eine zentrale Rolle spielt. Die Ergebnisse wurden in Nature veröffentlicht [1].
Nierenerkrankungen werden immer häufiger
Weltweit nimmt die Zahl der Menschen mit Nierenerkrankungen stetig zu. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO werden Nierenleiden bis 2050 zu den fünf häufigsten Todesursachen gehören. Da Nierenschäden oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt werden und dann meist irreversibel sind, ist ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen entscheidend für Prävention und Früherkennung.
Ferroptose als Hauptursache akuter Nierenschädigungen
Eine wesentliche Ursache für akute Nierenschädigungen ist die Ferroptose, ein durch oxidativen Stress ausgelöster „biologischer Rost“, der zum Verlust von Nephronen führt. Die Forschenden um Prof. Andreas Linkermann und Prof. Stefan Bornstein konnte nachweisen, dass Östrogen die Nieren auf vielfältige Weise vor diesen Schäden schützt.
Schutzwirkung von Estradiol gegen Ferroptose
„Zuletzt wurde immer deutlicher, dass Mechanismen der Nierenschädigung bei weiblichen und männlichen Individuen verschieden sind“, erläutert Dr. Wulf Tonnus, einer der Erstautoren der Studie. Die Forschenden zeigten, dass Estradiol, ein zentrales Östrogen, die Widerstandskraft der Nieren gegen Ferroptose erhöht. Abbauprodukte des Hormons fangen schädliche freie Radikale direkt ab, während Estradiol selbst ein genetisches Programm aktiviert, das den Zelltod verhindert.
Geschlechtsspezifische Unterschiede und medizinische Relevanz
Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Geschlechtshormonen für viele Körperprozesse. Ein besseres Verständnis dieser Mechanismen eröffnet neue Möglichkeiten für die Entwicklung gezielter Therapien gegen Nierenerkrankungen. Das geschlechtsspezifische Krankheitsverständnis ist dabei ein entscheidender Schritt hin zu individualisierten Behandlungsstrategien und mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Medizin.
Quelle:Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Literatur:
- (1)
Tonnus W. et al. (2025) Multiple oestradiol functions inhibit ferroptosis and acute kidney injury, Nature, DOI: 10.1038/s41586-025-09389-x.