Dienstag, 19. März 2024
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Renale Hypertonie

von Dr. rer. nat. Marion Adam

Renale Hypertonie
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Renovaskuläre Erkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen für heilbaren Bluthochdruck, machen aber weniger als 2% aller Fälle von Bluthochdruck aus. Richtig diagnostiziert ist die renale oder renovaskuläre Hypertonie eine gut behandelbare Form der arteriellen Hypertonie.
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Was ist eine renale Hypertonie?

Die renovaskuläre Hypertonie ist ein Bluthochdruck, der durch eine Verengung der Arterien verursacht wird, die das Blut zu den Nieren führen. Die renovaskuläre Hypertonie wird auch als Nierenarterienstenose bezeichnet. Da die Nieren der betroffenen Patienten nicht ausreichend mit Blut versorgt werden, reagieren sie mit der Produktion eines Hormons, das den Blutdruck ansteigen lässt. Der Nierenhochdruck belastet die Niere. Er ist eine der Hauptursachen für das Nierenversagen im Endstadium, auch bekannt als chronische Nierenerkrankung, bei älteren Menschen. Im Laufe der Zeit kann der hohe Blutdruck die Blutgefäße in den Nieren der Patienten schädigen und so die Funktionsfähigkeit der Nieren beeinträchtigen. Ist die Funktion der Nieren eingeschränkt, kann es zu einer übermäßigen Ansammlung von Flüssigkeit und Abfallstoffen im Blut kommen. Dies wiederum kann zu Bluthochdruck führen, der weitere Schäden an den Nieren verursacht. Im weiteren Verlauf kann bei einigen Patienten ein chronisches Nierenversagen auftreten.

Bluthochdruck kann sowohl die Ursache als auch eine Folge einer chronischen Nierenschwäche sein. Einerseite führt ein konstant hoher Blutdruck zur Verengung der Gefäße in der Niere. Durch diese vaskuläre Nierenschädigung wird die Nierendurchblutung beeinträchtigt. Andererseits werden bei nachlassender Nierenfunktion vermehrt blutdrucksteigernde Hormone gebildet und es wird zu wenig Wasser aus dem Körper ausgeschieden. Eine arterielle Hypertonie, die in Folge einer anderen Grunderkrankung auftritt, wird sekundäre Hypertonie genannt. Als renale Hypertonie bezeichnet man eine aufgrund einer Nierenerkrankung bestehende sekundäre Hypertonie. Das ist bei etwa 5-10% aller Bluthochdruck-Erkrankungen der Fall.
 
 
 

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Was sind die Ursachen von renaler Hypertonie?

Nierenhochdruck wird durch einen teilweisen oder vollständigen Verschluss der Arterien verursacht, die bei normaler Nierenfunktion die Nieren mit Blut versorgen. Diese Nierenarterien transportieren sauerstoff- und nährstoffreiches Blut vom Herzen zu den Nieren. Werden die Nieren nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt, kann dies daran liegen, dass diese Nierenarterien verengt sind, was als Nierenarterienstenose bezeichnet wird.

Jede Erkrankung, die den Blutfluss zu den Nieren beeinträchtigt, kann zu renovaskulärem Bluthochdruck bei betroffenen Patienten führen. Die häufigsten Ursachen der renovaskulären Hypertonie sind Formen der Nierenarterienstenose. Hierbei ist Atherosklerose, d. h. die Ablagerung von Plaque in den Arterien, in 90% der Fälle die Ursache. Fibromuskuläre Dysplasie, eine Erkrankung, die eine Verengung der Arterien verursacht, ist in etwa 9% der Fälle verantwortlich für diese Nierenerkrankung.

Weitere Ursachen für eine Nierenarteriostenose:
 
  • Entzündungen der Arterien, die auf die folgenden Erkrankungen zurückzuführen sein können:
    • Takayasu-Arteriitis
    • Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom
    • mittleres Aortensyndrom
  • Strahlenfibrose, eine Nebenwirkung der Strahlentherapie
  • Kompression der Nierenarterien
  • Nierenarteriendissektion, die nach einer Verletzung des Blutgefäßes auftreten kann
  • Verstopfung infolge einer Operation an den Arterien

Welche Risikofaktoren gibt es bei renaler Hypertonie?

Die meisten Fälle von Nierenarterienstenose sind auf verengte Nierenarterien zurückzuführen. Zu den Risikofaktoren, die eine Verengung der Arterien in den Nieren und anderen Teilen des Körpers wahrscheinlicher machen, gehören:
 
  • Alter
  • hoher Blutdruck
  • hoher Cholesterinspiegel
  • Diabetes
  • Fettleibigkeit
  • Rauchen und anderer Tabakkonsum
  • frühzeitige Herzkrankheiten in der Familie
  • Bewegungsmangel
     
     
     

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Was sind die Symptome bei renaler Hypertonie?

Obwohl die Nierenarterienstenose in der Regel keine Symptome aufweist, sollten Patienten auf diese Anzeichen achten:
 
  • medikamentös nicht einstellbare Bluthochdruckerkrankungen
  • hoher Blutdruck bei jungen Patienten
  • stabiler Bluthochdruck, der sich plötzlich verschlechtert oder schwer zu kontrollieren ist
  • schlecht funktionierende Nieren
  • Verengung anderer Arterien im Körper, z. B. in den Beinen, im Gehirn, in den Augen usw.
  • Lungenödeme
Steigt der Blutdruck gefährlich hoch, sind folgende Symptome möglich:
 
  • Kopfschmerzen
  • Verwirrung
  • verschwommenes oder doppeltes Sehen
  • blutiger Urin
  • Nasenbluten
  • Schmerzen in der Brust

Wie erfolgt die Diagnose der renalen Hypertonie?

Eine Nierenarterienstenose ist schwer zu diagnostizieren. Patienten mit renovaskulärem Bluthochdruck werden häufig einer umfassenden Untersuchung unterzogen, um eine Ursache für den unkontrollierten Bluthochdruck zu finden. Durch eine gründliche ärztliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung können Hinweise auf das Vorliegen einer Gefäßerkrankung gesammelt werden. Wenn in der Vorgeschichte der Patienten bereits andere Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle aufgetreten sind, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Nierenarterienstenose.

Laboruntersuchungen, die auf eine renale Hypertonie hinweisen:
 
  • Urinanalyse: Untersuchung auf Proteinurie, Hämaturie etc.
  • Blut-Harnstoff-Stickstoff und Serum-Kreatinin
  • basales metabolisches Profil zur Beurteilung von Elektrolytstörungen und des Säure-Basen-Haushalts
  • Autoimmunprofil: Bei Verdacht auf Autoimmunerkrankungen, die das Nierengefäßsystem betreffen.
  • Plasma-Renin-Aldosteron-Verhältnis
  • freies Cortisol im 24-Stunden-Urin oder niedrig dosierter Dexamethason-Suppressionstest zum Ausschluss des Cushing-Syndroms
Bildgebende Verfahren, um eine Verengung der Nierenarterien festzustellen:
 
  • Duplex-Ultraschall: Verstopfungen in der Nierenarterie oder Blut, das sich mit überdurchschnittlicher Geschwindigkeit durch nahe gelegene Arterien bewegt, können gezeigt werden.
  • Computertomographische Angiographie (CTA): Durch Röntgenstrahlen als auch Computertechnologie wird die Struktur der Arterien untersucht.
  • Magnetresonanzangiogramm (MRA): Der Blutfluss und die Organfunktion können ohne Röntgenstrahlen dargestellt werden.
  • Katheterangiographie: Eine spezielle Art der Röntgenuntersuchung, bei der ein Katheter oder ein dünner, flexibler Schlauch durch die großen Arterien in die Nierenarterie eingeführt wird.

Welche Therapien gibt es bei renaler Hypertonie?

Die Behandlung der renalen Hypertonie zielt darauf ab, die zugrunde liegende Ursache zu beheben. Hierfür stehen den Patienten mehrere Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung, darunter eine pharmakologische und eine invasive Therapie.
Medikamentöse Therapien zielen auf die langfristige Blutdrucksenkung ab. Bei den meisten Menschen mit renalem Bluthochdruck, der auf eine Verengung der Nierenarterien zurückzuführen ist, kann der Blutdruck durch eine Behandlung mit Medikamenten wirksam kontrolliert werden. Häufig ist jedoch mehr als ein Blutdruckmedikament zur Therapie erforderlich.

Blutdrucksenkende Medikamente bei renaler Hypertonie:
 
  • Angiotensin-konvertierende Enzyme (ACE-Hemmer)
  • Angiotensin-Rezeptorblocker (ARBs)
Bei manchen Patienten mit erhöhtem renalen Blutdruck, reicht selbst die tägliche Einnahme von drei oder mehr Medikamenten nicht aus, um den Blutdruck ausreichend zu kontrollieren. In diesen Fällen können invasive Behandlungen zur Verbesserung des Blutflusses zu den Nieren dienen.

Invasive Therapien bei renaler Hypertonie:
 
  • Angioplastie, auch Ballonangioplastie und perkutane transluminale Angioplastie (PTA) genannt: Hierbei handelt es sich um ein minimal-invasives endovaskuläres Verfahren zur Erweiterung verengter oder verstopfter Arterien oder Venen. Ein an einem Katheter befestigter, entleerter Ballon wird über einen Führungsdraht in das verengte Gefäß eingeführt und dann auf eine bestimmte Größe aufgeblasen, wodurch das Blutgefäß aufgedehnt wird und der Blutfluss verbessert wird.
  • Stenting: Bei der Angioplastie kann ein Stent aus Drahtgeflecht in der Nierenarterie aufgedehnt werden. Der Stent verbleibt an seinem Platz. Dadurch bleibt die Arterie offen, nachdem der Ballon entfernt wurde.
  • Operation: Die verengte Nierenarterie kann überbrückt werden. In der Regel wird ein chirurgischer Eingriff nur dann in Betracht gezogen, wenn Angioplastie und Stenting nicht möglich sind.
  • renale Denervation (RDN): Bei einer therapieresistenten Hypertonie (Bluthochdruck, der nicht auf Medikamente anspricht) wird dieses minimal-invasive Verfahren durchgeführt. Bei diesem Verfahren werden die Nerven in den Nierenarterien mittels Radiofrequenzablation verbrannt. Dieser Prozess führt zu einer Verringerung der Nervenaktivität, wodurch der Blutdruck gesenkt wird.
  • Dialyse oder eine Nierentransplantation bei Patienten mit einer Nierenerkrankung im Endstadium
     
     
     

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