Mit einer DiGA zur leitliniengerechten Reizdarm-Therapie
Dr. rer. nat. Anne BenckendorffMaßnahmen wie Achtsamkeits-basierte Stressreduktion oder Darmhypnose sind in der Behandlung des Reizdarmsyndroms nachgewiesenermaßen wirksam und werden empfohlen. Eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) könnte dabei helfen, sie in der Praxis auch umzusetzen.
Darm und Hirn beeinflussen sich gegenseitig
Beim Reizdarm spielen nicht nur biologische, sondern auch psychische Ursachen eine wichtige Rolle. Inzwischen ist klar, dass sich unser Darm und unser Gehirn über das Mikrobiom gegenseitig beeinflussen: Wie Prof. Dr. Hans-Dieter Allescher, Murnau, erläuterte, verändern Stress und Angst das Mikrobiom, das seinerseits ebenfalls Einfluss auf das zentrale Nervensystem hat.
Psychosoziale Therapieformen sind beim Reizdarm wirksam
Vor diesem Hintergrund haben sich nach den Worten von Prof. Dr. Michael Kandulski, Regensburg, verschiedene Maßnahmen der Psychoedukation beim Reizdarm als langfristig wirksam erwiesen: So sei etwa für die Achtsamkeits-basierte Stressreduktion, für die Darmhypnose und für die kognitive Verhaltenstherapie belegt, dass sie die Reizdarm-Symptome über mindestens ein Jahr verbessern können – entsprechend werden sie neben ernährungstherapeutischen und medikamentösen Maßnahmen in den Leitlinien empfohlen. Prof. Allescher hob zudem die Bedeutung des Vertrauensverhältnisses zwischen behandelter und behandelnder Person gerade bei funktionellen Beschwerden wie dem Reizdarm hervor.
Engpässe erschweren Versorgung in der Praxis
Allerdings stelle sich in der Praxis die Frage, wer solche Therapien umsetzen solle. Während die gastroenterologischen Facharztpraxen sich vor allem auf die Diagnose konzentrierten, fehle in hausärztlichen Praxen oft die Zeit, so Kandulski. An dieser Stelle könne der Einsatz der DiGA Cara Care eine sinnvolle Ergänzung darstellen, waren sich die beiden Experten einig.
DiGA Cara Care bildet multimodale Therapie ab
Bei Cara Care handelt es sich um die erste und bislang einzige DiGA beim Reizdarm. Sie umfasst mehrere Module und bildet so die leitliniengerechte Therapie mit ihren verschiedenen Komponenten ab: Basierend auf einer individuellen Statusabfrage bietet sie ausführliche psychoedukative Inhalte, eine Ernährungs-Symptom-Tagebuch-Funktion, einen personalisierten Diätplan für eine Low-FODMAP-Diät inklusive Rezepte sowie Audio-Übungen zu Hypnose, Entspannung und Achtsamkeits-basierter Stressreduktion. Wie Kandulski berichtete, habe er von seinen Patient:innen die Rückmeldung erhalten, dass sie die App als hilfreich empfanden. Die Sorge, dass man dadurch Patient:innen verlieren könnte, ist aus seiner Sicht unbegründet – vielmehr sei er durch die App anders als zuvor mit ihnen ins Gespräch gekommen.
Quelle:Symposium „Im Team erfolgreich: Multidisziplinäre Therapien bei Reizmagen und Reizdarm“ im Rahmen des DGIM am 3.5.2025; Veranstalter: Bayer