Herpes-zoster-Prävention: Impflücken bei chronisch Kranken schließen
Dr. phil. Regine SchrickerJeder dritte Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens an Gürtelrose. Ab 85 Jahren trifft die Erkrankung sogar jede:n Zweite:n. Ausgelöst wird Herpes zoster durch eine Reaktivierung des Varizella-zoster-Virus. Personen mit geschwächtem Immunsystem, z. B. infolge altersbedingter Immunoseneszenz, immunmodulierender Therapie oder chronischer Erkrankung, sind dafür besonders gefährdet. Zudem ist die Erkrankung bei ihnen häufiger mit Komplikationen verbunden. Der präventiven Impfung kommt somit eine große Bedeutung zu.
Chronisch Nierenkranke als besondere Risikogruppe
Personen mit chronischer Nierenkrankheit (CKD) haben gegenüber der Allgemeinbevölkerung ein um 29% erhöhtes Herpes-zoster-Risiko. „Mit zunehmendem CKD-Schweregrad nimmt das Risiko eines Herpes zoster weiter zu“, erklärte Prof. Dr. Sylvia Stracke von der Universitätsmedizin Greifswald. Nach durchgemachter Erkrankung weisen CKD-Patient:innen ein etwa doppelt so hohes Schlaganfallrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung auf; das Risiko für einen akuten Myokardinfarkt ist um den Faktor 1,4 gesteigert. Für Personen mit CKD oder anderen Grunderkrankungen sind daher wirksame Präventionsstrategien gefragt.
Große Versorgungslücke beim Herpes-zoster-Impfschutz
Die kürzlich überarbeitete S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) zur Versorgung von CKD-Patient:innen in der Hausarztpraxis empfiehlt die Varizella-zoster-Impfung als Indikationsimpfung für Betroffene ab 50 Jahren. Darüber hinaus wurden Impfempfehlungen für Influenza, COVID-19, Pneumokokken, Hepatitis B und das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) integriert. Aktuell verfügen jedoch lediglich 17,5% der chronisch Erkrankten über 50 Jahre über einen ausreichenden Impfschutz gegen Herpes zoster. In der Altersgruppe 50-59 Jahre sind es sogar nur 3,2%.
Hausärztliche und fachärztliche Zusammenarbeit gefragt
„Jeder Arzt-Patienten-Kontakt sollte genutzt werden, um den Impfschutz zu überprüfen und zu komplettieren“, appellierte Dr. Uta Groger, Fachärztin für Allgemeinmedizin aus Bielefeld. Für Haus- und Fachärzt:innen sollten die Impfberatung sowie die Impfung gegen Herpes zoster ein fester Bestandteil der präventiven Versorgung sein. Damit dies gelingt, seien ein strukturiertes Informationsmanagement und eine aktive Einbindung der Patient:innen entscheidend. Laut Dr. Groger sollten Fachärzt:innen in jedem Arzt- oder Entlassungsbrief eine klare Impfempfehlung abgeben. Die Hausärzt:innen übernehmen das Impfmanagement und führen zeitnah die empfohlenen Impfungen durch. Noch bestehende Lücken können durch die niedergelassenen Fachärzt:innen geschlossen werden.
Quelle:Pressegespräch „Ein Fall für Zwei: Impfprävention in Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten bei Patienten mit chronischen Erkrankungen“ am 03.09.2025; Veranstalter: GlaxoSmithKline