Sonntag, 13. Oktober 2024
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Volkskrankheit Fettleber: Risikogruppen und Therapie

Volkskrankheit Fettleber: Risikogruppen und Therapie
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Besonders bei Patient:innen mit Zivilisationskrankheiten wie Typ-2-Diabetes sollte immer das Vorliegen einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD) abgeklärt werden, sagt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE). Unbehandelt könne eine NAFLD über Entzündung und bindegewebigen Umbau zu einer Zirrhose und schließlich zum Versagen des wichtigen Stoffwechselorgans führen. Zu der Gruppe mit hohem Risiko für eine NAFLD gehören nicht nur Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2, sondern auch Adipositas, arterieller Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen oder metabolischem Syndrom. Weniger bekannt ist, dass auch typische endokrinologische Erkrankungen wie Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS), Cushing-Syndrom und Akromegalie Risikofaktoren darstellen. All diese Gesundheitsstörungen werden von Endokrinologinnen und Endokrinologen mitbehandelt. Für eine leitliniengerechte und fachübergreifende Versorgung schließt sich die DGE nun einem Bündnis mehrerer Fachgesellschaften und Organisationen, die mit NAFLD und ihren Folgeerkrankungen befasst sind, an. Dies beinhaltet auch die Forderung nach Aufnahme des Erkrankungskomplexes in bestehende Disease Management Programme (DMP).
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Wie entsteht eine nicht-alkoholische Fettleber?

Das Speichern von Energie gehört zu den physiologischen Aufgaben der Leber. Die vermehrte Einlagerung von Fetten in die Leber wird ab einem Umfang von 5% des Organs als Steatose bezeichnet. Die Steatose gehört zum Komplex der nicht-alkoholischen Fettleber-Erkrankung (NAFLD). Die NAFLD ist eine Zivilisationskrankheit, die vor allem durch ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung entsteht. „30% der Allgemeinbevölkerung hierzulande haben eine Fettleber, in den Risikogruppen sind es sogar 70%“ (1), sagt Prof.Dr. med. Jörg Bojunga, Leiter des Schwerpunkts Endokrinologie, Diabetologie, Ernährungsmedizin an der Medizinischen Klinik der Goethe-Universität in Frankfurt. „Wir können hier also von einer Volkskrankheit sprechen.“
 
 

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Wie erkennt man eine nicht-alkoholische Fettleber?

„Die NAFLD ist ein Warnsignal“, so Bojunga, einer der koordinierenden Autoren der aktualisierten S2k-NAFLD-Leitlinie, die im April 2022 erschienen ist (2). Denn Fetteinlagerungen in der Leber können zu Entzündungen führen, die Entwicklung einer NASH (Non-Alcoholic Steatohepatitis) ist möglich. Die Entzündungen hinterlassen Gewebeschäden und Narben, wodurch die Funktionsfähigkeit des Entgiftungsorgans sinkt. Vernarbt die Leber, können sich Leberkrebs und eine Leberzirrhose entwickeln. „Dabei treten auch hormonelle Störungen auf. So baut die Leber bei einer Schädigung unter anderem die weiblichen Geschlechtshormone nicht mehr richtig ab.“ Im Endstadium der Leberzirrhose ist die Leber schließlich nicht mehr in der Lage, ihre Aufgaben als zentrales Stoffwechselorgan zu erfüllen, eine Transplantation steht im Raum.

Wie wird eine nicht-alkoholische Fettleber behandelt? 

Entscheidend für die Prognose der Erkrankung ist das vorliegende Fibrosestadium der Leber, also wie weit der Umbau von Leber- zu Narbengewebe fortgeschritten ist. „Frühzeitig behandelt sind Fettleber und Fibrose zu einem großen Teil reversibel, vorausgesetzt, die Ursache wird behoben.“ Auch die Beschwerden lassen sich mit der richtigen Behandlung lindern.

Wie wird eine nicht-alkoholische Fettleber diagnostiziert?

Erste Hinweise auf eine NAFLD gibt der einfach zu berechnende „fatty liver index“. Aufschluss über eine krankhafte Bindegewebsvermehrung erhält man mit einfachen Scores wie dem FIB-4 – ermittelt aus Alter, Thrombozytenzahl und Transaminasen - oder der Leber-Elastographie, einem schmerzfreien und nicht-invasiven Ultraschallverfahren, mit dem die Steifigkeit des Organgewebes gemessen wird (3, 4).
 
 

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 Welche Komorbiditäten treten bei nicht-alkoholischer Fettleber auf?

„Wir schließen uns der Forderung nach besserer Prävention, Früherkennung und Versorgung des Erkrankungskomplexes an. Davon können Patient:innen mit seltenen, aber typischen endokrinologischen Erkrankungen wie einem endogenen Hyperkortisolismus profitieren,“, sagt Prof. Dr. med. Stephan Petersenn von der ENDOC Praxis für Endokrinologie und Andrologie in Hamburg und Pressesprecher der DGE. „Eine NAFLD findet sich aber auch bei mindestens einem Drittel der Patient:innen mit PCOS, einer der häufigsten hormonellen Erkrankungen der jungen Frau (5). Metabolisches Syndrom und erhöhte Blutspiegel männlicher Geschlechtshormone, Hyperandrogenämie, sind hierbei relevante Risikofaktoren.“
 
Dem Bündnis gehören an die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS), die Deutsche Adipositas Gesellschaft e.V. (DAG), die Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG), die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM), die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie e.V. (DGK), der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen (bng), die Deutsche Leberstiftung und die Deutsche Leberhilfe e.V. als Vertretung der Patientinnen und Patienten.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie

Literatur:

(1) Stefan, N., & Cusi, K. (2022). A global view of the interplay between non-alcoholic fatty liver disease and diabetes. The Lancet. Diabetes & Endocrinology, 10(4), 284–296.
(2) Aktualisierte S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
(3) Mireen Friedrich-Rust 1, Hassan Hadji-Hosseini, Susanne Kriener, Eva Herrmann, Ishani Sircar, Annika Kau, Stefan Zeuzem, Joerg Bojunga: Transient elastography with a new probe for obese patients for non-invasive staging of non-alcoholic steatohepatitis; Eur Radiol. 2010 Oct;20(10):2390-6.
(4) Mireen Friedrich-Rust 1, Daniela Romen, Johannes Vermehren, Susanne Kriener, Dilek Sadet, Eva Herrmann, Stefan Zeuzem, Joerg Bojunga: Acoustic radiation force impulse-imaging and transient elastography for non-invasive assessment of liver fibrosis and steatosis in NAFLD; Europ J Radiol. 2012 Mar;81(3):e325-31.
(5) Won, Y.B., Seo, S.K., Yun, B.H. et al. Non-alcoholic fatty liver disease in polycystic ovary syndrome women. Sci Rep 11, 7085 (2021).


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