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Status Quo der Elimination von Hepatitis C in Deutschland

Status Quo der Elimination von Hepatitis C in Deutschland
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In Deutschland gibt es mehr Patient:innen, die neu mit dem Hepatitis C-Virus (HCV) diagnostiziert werden als jene, die behandelt werden. Das zeigt nun erstmals der HCV-Tracker, ein übersichtliches Dashboard, das quartalsaktuell den Stand der angestrebten HCV-Elimination darstellt – auch auf Bundeslandebene. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) (1) und die Bundesregierung (2) haben das Ziel ausgerufen, bis 2030 HCV zu eliminieren. Das Thema HCV-Elimination war auch Thema einer Fortbildungsveranstaltung im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).
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HCV-Tracker zeigt den Status Quo der Elimination von HCV in Deutschland

Der HCV-Tracker visualisiert erstmals die Anzahl der neudiagnostizierten und behandelten Patient:innen – und zwar quartalsweise aktualisiert sowie in Bezug auf das von der WHO vorgegebene, modellierte Eliminationsziel. Möglich ist das durch die Nutzung vorhandener Daten: Hier werden unter anderem aktuelle Entwicklungen der Hepatitis-C-Neudiagnosen (3) und antiviralen Behandlungen (4) gegenübergestellt. Die Daten lassen einen Vergleich mit den Zielwerten der WHO für die HCV-Elimination in Deutschland zu. Als Grundlage für die Definition des pro Jahr zu erreichenden Ziels dienen publizierte Modellierungen (5). Der Status Quo der neudiagnostizierten und behandelten Patient:innen wird auch auf Bundeslandebene dargestellt. So wird deutlich, wo es noch Handlungsbedarf gibt. Damit stellt der HCV-Tracker ein wichtiges Tool im Rahmen der HCV-Elimination in Deutschland dar.

Diagnose- und Behandlungsrate muss gesteigert werden

Den Status Quo der Elimination 2030 – und dessen Folgen – diskutierten Prof. Dr. Christoph Sarrazin, Chefarzt der medizinischen Klinik II am St. Josefs-Hospital Wiesbaden und Leiter des Leberzentrums Wiesbaden und Dr. Markus Frühwein, Leiter einer Praxis für Allgemein-, Tropen- und Reisemedizin aus München, im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung anlässlich des DGIM. „Wir haben eine Situation, die es ganz selten in der Medizin gibt“, eröffnete Prof. Sarrazin seinen Vortrag. Er verwies dabei unter anderem auf die Möglichkeit der vollständigen Eradikation von HCV als chronische Erkrankung mit Hilfe moderner Therapiemöglichkeiten und Impfungen und zog den Vergleich zur Eradikation der Pocken. Den medizinischen Bedarf stufte der Experte aufgrund hoher Komplikationsraten, wie z.B. Leberzirrhose und Leberzellkarzinomen, als sehr hoch ein und forderte: „Da gilt es, etwas zu tun“. Das Bestreben steht in Einklang mit den hoch gesteckten Zielen der WHO aus dem Jahr 2015, die Diagnoserate und Behandlungsrate der HCV auf 90% bzw. 80% zu steigern (6). Prof. Sarrazin wies darauf hin, dass die Zielerreichung nicht nur global, sondern auch für Deutschland eine große Herausforderung darstellt – immerhin leben in Deutschland schätzungsweise ca. 189.000 Menschen mit einer HCV (7). „Wir müssen in Deutschland die Diagnose- und Behandlungsrate steigern, um diese Ziele zu erreichen“, resümierte der Experte.
 
 

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Impfung erleichtert die Elimination der Hepatitis B

Der Elimination von Hepatitis B liegen aufgrund der Verfügbarkeit einer Impfung etwas bessere Voraussetzungen zugrunde. „Man kann die Erkrankung präventiv verhindern“, so der Referent und wies darauf hin, dass vor der Einschulung fast 90% der Kinder in Deutschland gegen HBV geimpft sind. Auf der anderen Seite ist das Vorkommen von chronischer HBV in der Gesamtbevölkerung mit über 240.000 Fällen in Deutschland höher als die von HCV (8).

Allgemeines HBV/HCV-Screening in der Gesundheitsvorsorge

Seit dem 1. Oktober 2021 ist das allgemeine HBV/HCV-Screening ein zusätzlicher Bestandteil der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung für alle Patient:innen ab 35 Jahren (9, 10). Das Screening ist allerdings kein Automatismus, sondern die Patient:innen müssen oftmals danach fragen. Prof. Sarrazin präsentierte eine aktuelle Auswertung eines Labors aus dem Rhein-Main-Gebiet. Im Zeitraum von Oktober 2021 bis Dezember 2022 wurden von den dem Labor angeschlossenen Hausärzt:innen etwa 42.000 Untersuchungen veranlasst. In 0,1% der Fälle wurde eine replizierende HCV-Infektion diagnostiziert und es erfolgte eine Meldung an das Gesundheitsamt, hinsichtlich HBV lag die Quote bei 0,6% (11). Das Screening könne etwa 40 bis 60% der Normalbevölkerung erfassen. Da Risikogruppen das Screening häufig nicht in Anspruch nehmen, spielen für deren Diagnose andere Fachgruppen, wie z. B. Suchtmediziner:innen und Gefängnisärzt:innen, eine wichtige Rolle. Prof. Sarrazin betonte zusammenfassend die große Bedeutung einer guten Vernetzung der ärztlichen Fachgruppen, die sich von der Diagnose über die Behandlung bis hin zur Nachsorge erstrecken sollte.

Therapie von Hepatitis B und C

Der Experte wies darauf hin, dass die HCV mit direkt antiviral wirksamen Substanzen (DAA) einfach heilbar ist und die Therapie meist nur 8 oder 12 Wochen in Anspruch nimmt (12, 13). „DAA sind neuerdings pangenotypisch, exzellent verträglich und in über 95% der Fälle wirksam“, fasste er zusammen. Gleiches gilt für die HBV-Therapie, die als Dauertherapie die Replikation des Virus komplett unterbindet, wobei keine Resistenzen zu erwarten sind.
 
 

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Gesundheitsuntersuchung in der Hausarztpraxis

Die Schwerpunkte des Vortrags von Dr. Frühwein lagen auf der Durchführung der Gesundheitsuntersuchung in der hausärztlichen Praxis sowie auf der Impfung gegen HBV. Seit der Einführung der Gesundheitsuntersuchung als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 1989 stellte Dr. Frühwein insbesondere die im Jahr 2000 eingeführte Impfpasskontrolle sowie das 2021 eingeführte HBV/HCV-Screening als wertvolle Erweiterungen heraus. Mit dem Screening hat sich die Gesundheitsuntersuchung um einen Aspekt der Früherkennung erweitert.

Wichtiger Bestandteile der Gesundheitsuntersuchung: Anamnese und Impfpasskontrolle

Das Ziel der Anamnese besteht laut Dr. Frühwein darin, herauszufinden, „ob die Patient:innen besondere Risiken haben.“ Hilfreich dabei sind Risiko-Scores, die im Vorfeld erhoben werden können. Als besonderen Benefit wertete der Experte die Tatsache, dass Hausärzt:innen ihre Patient:innen generell besser kennenlernen und dadurch bei zukünftigen Kontakten Zeit sparen. Die Impfpasskontrolle bewertete er als eine der wertvollsten Maßnahmen. Notwendige Impfungen sollten allerdings nicht im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung durchgeführt werden, sondern im Anschluss an ein Aufklärungsgespräch an einem separaten Termin erfolgen.

Quelle: AbbVie

Literatur:

(1) World Health Organization. Global Hepatitis Report, 2017.
(2) Bundesministerium für Gesundheit, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2016). Bis 2030 – Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.
(3) Robert Koch Institut. SURVSTAT@RKI 2.0.
(4) IQVIA Contract Monitor. Umrechnung der GKV-Packungen in Patient:innen basierend auf Annahmen bzgl. der durchschnittlichen Therapielänge und PKV-Anteils.
(5) Tergast TL et al. J Viral Hepat 2022; 29(7):536–42. doi: 10.1111/jvh.13680. Nach WHO: Global health sector strategy on viral hepatitis 2016-2021.
(7) Polaris Observatory HCV Collaborators: Lancet Gastroenterol Hepatol 2022; 7(5): 396-415.
(8) The CDA Foundation. Hepatitis B/C – Deutschland. Lafayette, CO: CDA Foundation, 2023.
(9) Beschluss Gesundheitsuntersuchungs-Richtlinie: Einführung eines Screenings auf Hepatitis-B- und auf Hepatitis-C-Virusinfektion.
(10) Beschluss des Bewertungsausschusses der KBV (August 2021).
(12) Strader DB et al. Clin Liver Dis (Hoboken). 2012; 1(1): 6-11.
(13) Sarrazin C et al. Z Gastroenterol 2020; 58(11): 1110-1131.


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