COPD als Volkskrankheit
Die COPD zählt zu den großen Volkskrankheiten und steht laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit an dritter Stelle (1) auf der Liste der Todesursachen. Allein in Deutschland leben ca. 7 Millionen Menschen (2) mit dieser Diagnose. Die Therapie der COPD zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern,
insbesondere Exazerbationen, Komplikationen und Begleiterkrankungen vorzubeugen und zu behandeln, die Beschwerden zu lindern und den allgemeinen Gesundheitszustand der Patient:innen zu verbessern.
Exazerbationen bei COPD rechtzeitig erkennen und intervenieren
„Eine COPD-Exazerbation ist ein Ernstfall und mit zahlreichen Risiken verbunden“, betont Prof. Dr. Claus Franz Vogelmeier, Marburg. Kürzlich veröffentlichte Ergebnisse der retrospektiven Beobachtungsstudie AvoidEx verdeutlichen die Bedeutung von Exazerbationen in der Versorgungssituation von COPD-Patient:innen (3). So erlitt nahezu die Hälfte (49,1%) der Patient:innen ohne Exazerbationen zu Beginn der Studie mindestens eine Exazerbation innerhalb des Follow-ups über 8 Jahre (3). Die Auswertung von Daten von mehr als 250.000 Patient:innen zeigt zudem, dass eine oder mehrere erlittene Exazerbationen die Wahrscheinlichkeit für weitere Ereignisse erhöhen und die Zeit bis zu deren Auftreten verkürzen. Jede Exazerbation erhöht das Risiko für Hospitalisierung (4) und Mortalität (5). Daher bestehe, so Prof. Vogelmeier, dringender Handlungsbedarf, denn viele COPD-Patient:innen erhielten trotz vorhandener Therapieoptionen keine medikamentöse Dauertherapie (6). So zeigten die Studienergebnissen, dass nahezu zwei Drittel der untersuchten Patient:innen keine der
leitliniengerechten (7) inhalativen Erhaltungstherapien in den 12 Monaten vor dem Studieneinschluss erhalten hatten (3). Dies schließt auch Patient:innen mit schweren und mehrfachen Exazerbationen ein (3). Dies gelte auch für ein Drittel der Patient:innen mit multiplen mittelschweren oder schweren Exazerbationen (3).
Verbesserte Prävention von Exazerbationen bei COPD durch Telemedizin
Ein innovatives Telemonitoring-Projekt, was zum Ziel hat, die ambulanten Versorgung von Menschen mit COPD zu verbessern, ist „TELEMENTOR COPD – TELEMEdizinisches moNiTORing für COPD-Patient:innen“. Kernstück der telemedizinischen Plattform ist eine App, die in Kombination mit entsprechenden Messgeräten ein kontinuierliches Telemonitoring bestimmter Vitalparameter, wie etwa Atem- und Herzfrequenz, ermöglicht. Behandler:innen können auf Basis dieser Messwerte den Gesundheitszustand der Patient:innen beurteilen und bei einer Verschlechterung frühzeitig intervenieren. Das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderte Projekt, an dem zahlreiche Akteur:innen aus der Patient:innenversorgung beteiligt sind, wird unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus F. Rabe, LungenClinic Grosshansdorf, durchgeführt und von AstraZeneca als Kooperationspartner unterstützt. „Unser primäres Ziel ist es, die Exazerbationsrate zu senken und so den weiteren Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen“, erläutert Prof. Rabe. Frühzeitige Interventionen können zudem zu enormen Kosteneinsparungen beitragen, da weniger COPD-Patient:innen stationär oder notfallmäßig behandelt werden müssten und sich auch die Inanspruchnahme weiterer krankheitsbezogener Leistungen verringern würde.
Bewusstsein schaffen für lebensbedrohliche Lungenerkrankung COPD
Allerdings gibt es noch immer viele Menschen, denen die Erkrankung COPD nahezu unbekannt ist. Der Welt-COPD-Tag soll daran erinnern, wie wichtig eine gesunde Lunge ist und was jeder Einzelne und jede Einzelne dafür tun kann. „Im Praxisalltag begegnen mir häufig Patient:innen, die sich der Tragweite der Diagnose COPD überhaupt nicht bewusst sind“, sagt Dr. Frank Kanniess, Reinfeld. Mehr Aufklärung und gezielte Information könnten die Aufmerksamkeit für COPD erhöhen und dazu beitragen, dass sich Patient:innen früh in ärztliche Behandlung begeben.
Zur Einleitung einer geeigneten Therapie ist eine strukturierte Erfassung der Symptome unabdingbar. Um Letzteres zu fördern, hat die Leitliniengruppe der Nationalen VersorgungsLeitlinie COPD eine offene Empfehlung zum Einsatz des MEP-Fragebogens (Monitoring of Exacerbation Probability) ausgesprochen (7). Dieser soll dazu dienen, das Erkennen von Exazerbationen zu verbessern. „Die Behandlung der COPD muss konsequent erfolgen und regelmäßig ärztlich kontrolliert werden“, so Dr. Kanniess. „Hier können innovative digitale Tools wertvolle Unterstützung bieten.“
Speak Up – Ihre Stimme für COPD
Um weiteres Bewusstsein für COPD zu schaffen, wurde die Kampagne „Speak Up – Ihre Stimme für COPD“ ins Leben gerufen. Damit werden Patient:innen, Ärzt:innen und öffentliche Personen dazu aufgerufen, ihre Stimmen für COPD zu erheben. Das Ziel: Mehr Aufmerksamkeit für die Erkrankung zu schaffen, über das Thema aufzuklären und die Versorgung zu verbessern. Weiterführende Informationen zu COPD finden Sie
hier!
(1) WHO, World Health Organization, https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/the-top-10-causes-of-death, (letzter Zugriff: 12.11.2021).
(2) https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/copd/verbreitung/index.html (letzter Zugriff: 08.11.2021)
(3) Vogelmeier CF et al. In J Chron Obstruct Pulmon Dis. 2021 2021;16:2407-2417.
(4) Rothnie KJ et al. Am J Respir Crit Care Med. 2018;198:464-471.
(5) Nigris E et al. P45 Mortality risk by exacerbation state in the ETHOS study. Thorax 2021:76:A109-A110.
(6) Make B. et al. Undertreatment of COPD: A Retrospective Analysis of US Managed Care and
Medicare Patients. Int. J. Chron. Obstruct. Pulmon. Dis. 2012; 7, 1–9.
(7) Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie COPD – Langfassung, 2. Auflage, Konsultationsfassung. 2020, Online verfügbar unter: https://www.leitlinien.de/themen/copd (letzter Zugriff: 14.11.2021)