Journal MED
Medizin
Inhaltsverzeichnis

Verstärkte Immunantwort auf Epstein-Barr-Virus

Forschende des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) in Kiel haben gezeigt, dass bei Patient:innen mit PSC eine verstärkte Immunantwort auf das Epstein-Barr-Virus (EBV) vorliegt. Dazu analysierten sie das Immunsystem von mehr als 500 PSC-Betroffenen sowie über 900 gesunden Kontrollpersonen. Im Fokus standen T-Zellen und B-Zellen als zentrale Komponenten der adaptiven Immunantwort.

T-Zell-Rezeptoren liefern Hinweise auf Virusbeteiligung

T-Zellen tragen hochspezifische T-Zell-Rezeptoren (TCR), die Antigenpeptide erkennen, welche durch humane Leukozytenantigene (HLA) auf Zelloberflächen präsentiert werden. Die Gesamtheit der individuellen TCR-Sequenzen bildet das T-Zell-Repertoire und reflektiert die Vielfalt möglicher Antigenerkennungen. Mithilfe moderner Sequenzierungstechnologien identifizierten die Forschenden TCRs, die bei PSC-Betroffenen signifikant häufiger vorkommen. Der Abgleich mit spezialisierten Datenbanken zeigte, dass viele dieser TCRs spezifisch an Proteine des Epstein-Barr-Virus binden.

B-Zell-Analysen bestätigen die Ergebnisse

Zur Absicherung der Resultate analysierte das Forschungsteam zusätzlich die Antikörperprofile der Betroffenen. Mithilfe des Phagen-Immunpräzipitations-Sequenzierens konnten sie zeigen, dass auch auf Ebene der B-Zellen eine stärkere Immunantwort auf verschiedene EBV-Antigene vorliegt. Dies spricht für eine umfassende Immunaktivierung gegen das Virus bei dieser Erkrankung.

Reaktiviertes Epstein-Barr-Virus könnte eine Schlüsselrolle spielen

Mehr als 95% der Bevölkerung tragen das Epstein-Barr-Virus in sich. Meistens verläuft die Erstinfektion symptomlos oder führt zum Pfeifferschen Drüsenfieber. Anschließend verbleibt das Virus im Körper und kann immer wieder in eine aktive Phase übergehen. „Unsere Analysen haben gezeigt, dass sich das Virus bei Patient:innen mit chronischer Gallengangsentzündung in einem reaktivierten Zustand befindet. Diese Reaktivierung scheint bei der Entwicklung der Erkrankung eine Rolle zu spielen“, erläutert Hesham ElAbd, Erstautor der Studie. Frühere Studien belegen bereits Zusammenhänge zwischen Epstein-Barr-Virus und anderen Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Lupus oder Multipler Sklerose.

Kausalität noch offen

Zusätzlich werteten die Wissenschaftler:innen Gesundheitsdaten von mehr als 116 Millionen Menschen aus den USA aus. Auch diese Analysen zeigten einen Zusammenhang zwischen durchgemachtem Pfeifferschen Drüsenfieber und der Entwicklung einer chronischen Gallengangsentzündung. Professor Andre Franke, Seniorautor der Studie, betont jedoch: „Die vorliegenden Ergebnisse zeigen den Zusammenhang, lassen aber noch keinen kausalen Schluss zu.“ Weitere Untersuchungen sollen klären, wie das Epstein-Barr-Virus die Erkrankung beeinflusst. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass der Zeitpunkt der Erstinfektion relevant sein könnte, da eine frühe Infektion offenbar mit einem geringeren Risiko verbunden ist.

Positive Phase-III-Daten zu Norucholsäure bei primär sklerosierender Cholangitis vorgestellt

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Positive Phase-III-Daten zu Norucholsäure bei primär sklerosierender Cholangitis vorgestellt

Jetzt lesen
Quelle:

Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen

Literatur:

(1)

ElAbd, H. et al. (2025) T and B cell responses against Epstein–Barr virus in primary sclerosing cholangitis. Nature Medicine, DOI: 10.1038/s41591-025-03692-w

Stichwörter