Dienstag, 19. März 2024
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Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ II

von Palma Pelaj

Diabetes mellitus Typ 2
© Siam Pukkato – stock.adobe.com
Typ-2-Diabetes ist die häufigste Form von Diabetes und zeichnet sich durch Störungen der Insulinwirkung und Insulinsekretion aus. Definitionsgemäß sind die spezifischen Gründe für die Entwicklung dieser Anomalien noch nicht bekannt, aber eine Autoimmun-Zerstörung des Pankreas tritt nicht auf. Die Patienten und Patientinnen sind häufig resistent gegenüber Insulin.
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Was ist Diabetes mellitus?

Unter dem Begriff Diabetes mellitus werden mehrere Stoffwechselstörungen zusammengefasst. Zu den Diabetes-Erkrankungen werden Typ-1-Diabetes, Typ-2-Diabetes, die seltene Form Typ-3-Diabetes und die sogenannte Schwangerschaftsdiabetes gezählt. Obgleich die Ursachen für die Entstehung der verschiedenen Formen des Diabetes mellitus sich unterscheiden, führen alle Erkrankungen zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel, der unbehandelt verschiedene Beschwerden und Folgeerkrankungen auslösen kann.

Was ist Diabetes Typ 2?

Bei Diabetes Typ 2 (umgangssprachlich bekannt als „Zuckerkrankheit“) handelt es sich um ein metabolisches Syndrom, genauer um eine chronische Zuckerstoffwechselstörung, die dazu führt, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt. Diabetes mellitus Typ 2 tritt auf, weil das Hormon Insulin immer schlechter von den Körperzellen aufgenommen wird. Insulin sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut im Körper verteilt wird. Wird über einen langen Zeitraum zu viel Zucker zugeführt, entwickelt der Körper eine Insulinresistenz, die dafür sorgt, dass der Blutzucker dauerhaft erhöht bleibt. In der Folge kann sich ein Diabetes Typ 2 entwickeln. Da diese Erkrankung meist bei älteren Menschen auftritt, wird sie auch „Altersdiabetes“ genannt.
 
 

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Was ist der grundlegende Unterschied zwischen Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2?

Anders als bei Diabetes Typ 2 wird beim Diabetes Typ 1 kein Insulin vom Körper hergestellt. Beim Diabetes mellitus Typ 1 handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, das heißt, dass das Immunsystem körpereigene Zellen angreift. In diesem Fall greifen die T-Zellen des Immunsystems die Insulin-produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse an und zerstören diese. Sobald 80% der Beta-Zellen zerstört sind, wird der Blutzucker nicht mehr gesenkt und es entsteht ein Diabetes Typ 1.

Was sind die Ursachen für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2?

Ein gesunder Körper produziert genügend Insulin, um den Blutzucker nach Mahlzeiten zu senken. Ist der Blutzuckerspiegel erhöht, kann die Bauchspeicheldrüse diesen Wert ausgleichen, indem sie mehr Insulin produziert. Besteht dieser Zustand über eine lange Zeit hinweg, kommt das Organ an seine Grenzen und der Blutzucker steigt an. Durch den dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel entwickelt der Körper in vielen Fällen eine Insulinresistenz, die häufig eine Ursache für die Entstehung eines Diabetes Typ 2 ist.
 
 

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Was sind Risikofaktoren für die Entstehung eines Diabetes Typ 2?

Folgende Risikofaktoren können die Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 begünstigen:
 
  • Übergewicht (Adipositas)
  • mangelnde körperliche Aktivität
  • Tabakkonsum
  • fett- und zuckerreiche Ernährung
  • ballaststoffarme Ernährung
  • genetische Veranlagung (bereits bestehende Fälle in der Familie)
  • zunehmendes Alter
  • hormonelle Erkrankungen

Wie kann einem Diabetes Typ 2 vorgebeugt werden?

Menschen, die ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Diabetes Typ 2 haben, können die Diagnose, um einige Jahre hinauszögern.

Zur Senkung des Diabetes-Risikos werden folgende Maßnahmen empfohlen:
 
  • ausgewogene, gesunde Ernährung
  • mehr Sport und Bewegung im Alltag
  • Gewichtsreduktion
  • blutzuckersenkende Medikamente
     
     

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Welche Symptome treten bei Diabetes mellitus Typ 2 auf?

Ein Diabetes mellitus Typ 2 kann über Jahre bestehen, ohne schwerwiegende oder spezifische Symptome auszulösen. Daher wird die Diagnose häufig erst in späterem Stadium gestellt und kommt für Patientinnen und Patienten oft unerwartet.

Besteht die Erkrankung über mehrere Jahre treten folgende typischen Symptome auf:
 
  • Müdigkeit
  • Antriebsschwäche
  • starker Durst
  • häufiges Wasserlassen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bauchschmerzen
  • Schwindel
Bei einem akut sehr stark erhöhten Blutzuckerwert können schwerwiegendere Symptome wie Bewusstseinstörungen, Bewusstlosigkeit oder eine sogenannte diabetische Ketoazidose auftreten, die ein diabetisches Koma (hyperosmolares Koma) nach sich ziehen kann. In diesem Fall besteht Lebensgefahr für die betroffenen Patientinnen und Patienten.
 
 

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Wie wird Diabetes Typ 2 diagnostiziert?

Typ-2-Diabetes kann mithilfe einfacher Bluttests diagnostiziert werden. Der Arzt oder die Ärztin entnimmt eine venöse Blutprobe und lässt diese im Labor untersuchen. Neben dem Blutzuckerwert ist auch der Langzeit-Blutzuckerwerk (Hba1c-Wert), der Aufschluss über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der vergangenen 2-3 Monate gibt, ausschlaggebend für die Diagnose.

Folgende Werte weisen das Vorliegen eines Diabetes Typ 2 nach:
 
  • Blutzuckerspiegel bei 2 unabhängigen nüchternen Messungen: ≤ 126 mg/dl (7,0 mmol/l)
  • Blutzuckerspiegel bei 2 unabhängigen Messungen (nüchtern oder nach der Nahrungsaufnahme): ≤ 200 mg/dl (11,1 mmol/l)
  • Hba1c-Wert: ≤ 6,5% (48 mmol/mol)
Zum Vergleich: Bei gesunden Menschen liegt der Nüchternblutzucker in der Regel unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l). Eine Diabetes-Vorstufe (Prädiabetes) liegt bei einem Nüchternwert zwischen 100 und 125 mg/dl vor.

Einige Medizinerinnen und Mediziner nehmen eine Feinabstufung bei der Diagnose Diabetes Typ 2 vor. Ist der Patient oder die Patientin adipös (krankhaft übergewichtig) handelt es sich um Diabetes mellitus Typ 2b. Die meisten Diabetikerinnen und Diabetiker mit dieser Erkrankung werden diesem Typ zuordnet. Patientinnen und Patienten, die nur leichtes Übergewicht oder Normalgewicht haben, werden der Unterkategorie Diabetes mellitus Typ 2a zugeordnet.
 
 

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Wie wird Diabetes Typ 2 behandelt?

Ziel der Behandlung eines Typ-2-Diabetes sind die dauerhafte Senkung des Blutzuckers auf ein gesundes Niveau und die Linderung der Symptome. Zur Überprüfung des Therapieerfolges werden in regelmäßigen Abständen der Blutzuckerwert und der Langzeit-Blutzuckerwert gemessen. Wie stark der Blutzucker durch eine Behandlung gesenkt werden muss, hängt maßgeblich vom Stadium der Erkrankungen, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten ab. Auch eine Therapie von Begleiterkrankungen kann sich positiv auf den Therapieerfolg auswirken. Die Diabetes-Therapie muss demnach patientenindiviuell angepasst werden, allgemein wird sich jedoch an dem Stufenschema der Diabetes-Typ-2-Behandlung orientiert.

Diabetes-Typ-2-Behandlung: Stufenschema

Stufe 1: Diabetes-Schulung und Lebensstilintervention

Der Patient oder die Patientin wird in einer Diabetes-Schulung detailliert über die Erkrankung aufgeklärt. Die Lebensstilintervention umfasst außerdem eine Ernährungsumstellung, eine Steigerung der körperlichen Aktivität, den Abbau von Übergewicht und einen Rauchstopp. Auch sogenannte Disease-Management-Programme gewinnen aufgrund der Eigenverantwortung, die Typ-2-Diabetiker und -Diabetikerinnen innerhalb der Therapie tragen, zunehmend an Bedeutung.

Stufe 2: Medikamentöse Therapie (Antidiabetika: SGLT-2-Hemmer)

Reichen die Lebensstilintervention und die umfassende Aufklärung über die Erkrankung nicht aus, um den Blutzuckerspiegel zu senken, wird begleitend eine Monotherapie mit einem oralen Antidiabetikum veranlasst. Meist erfolgt eine Behandlung mit dem Diabetes-Medikament Metformin.

Stufe 3: Kombination von 2 oralen Antidiabetika oder 1 Antidiabetikum plus Insulin

In der nächsten Stufe wird eine Kombination aus 2 oralen Antidiabetika eingesetzt. Zusätzlich oder an Stelle eines Antidiabetikums kann auch eine Therapie mit Insulin erfolgen.

Stufe 4: Insulintherapie eventuell in Kombination mit einem oralen Antidiabetikum

In der vierten Stufe erfolgt eine Insulintherapie. Bei Bedarf wird auch diese mit der Einnahme eines oralen Antidiabetikums ergänzt. Eine detaillierte Beschreibung der konventionellen Insulintherapie und der intensivierten Insulintherapie finden Sie hier (Verweis auf LP DT1).

Die Maßnahmen der einzelnen Stufen werden 3-6 Monate durchgeführt. Wird der Blutzuckerwert nicht ausreichend gesenkt, geht die Behandlung in die nächsthöhere Stufe über.

Weitere Informationen zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 entnehmen Sie der Nationalen Versorgungs-Leitlinie.
 
 

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Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 2

Eine gesunde Ernährung ist für Typ-2-Diabetikerinnen und Diabetiker nicht nur eine Möglichkeit zur Prävention der Erkrankung sondern auch Teil des ersten Behandlungsschrittes.

Lebensmittel, die für die Ernährung von Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes geeignet sind, sind:
 
  • Kohlenhydrate mit vielen löslichen Ballaststoffen: z.B. aus Vollkornprodukten, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse
  • Nahrungsfette aus pflanzlichen Fetten mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren: z.B. Oliven- und Rapsöl, keine tierischen Fette aus Wurst, Fleisch, Sahne, Butter, etc.
  • Eiweiße (Proteine): Im Idealfall täglich nicht mehr als 10-20% der zugeführten Gesamtenergiemenge

Welche Folgeerkrankungen können bei Diabetes Typ 2 auftreten?

Unbehandelt oder wenn der Blutzuckerspiegel nicht ausreichend gesenkt werden kann, führt eine Diabetes-Typ-2-Erkrankung in einigen Fällen zu verschiedenen Folgeerkrankungen.

Mögliche Folgeerkrankungen sind:
 
  • diabetisches Fußsyndrom („diabetischer Fuß“)
  • diabetische Neuropathie (Nervenschäden)
  • diabetische Retinopathie (Netzhautschäden der Augen)
  • schlecht heilende Wunden
  • Gefäßschäden und Durchblutungsstörungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Redaktion journalmed.de

Literatur:

1. World Health Organisation Department of Noncommunicable Disease Surveillance: Definition, Diagnosis and Classification of Diabetes Mellitus and its Complications. In: WHO/NCD/NCS/99.2. 1999, Stand 31.10.2016.
2. Zonszein J, Groop PH. Strategies for Diabetes Management: Using Newer Oral Combination Therapies Early in the Disease. Diabetes Ther 2016 (Epub ahead of print).

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