Dienstag, 19. März 2024
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Schlaganfall

von Palma Pelaj

Schlaganfall
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Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall (Apoplex), 2 Drittel davon zum ersten Mal, ein Drittel zum wiederholten Male. Das sind mehr als 3 von 1.000 Einwohner:innen. Trotz der verbesserten modernen Behandlung versterben immer noch rund ein Viertel der Betroffenen an den Folgen eines Schlaganfalls. Nach Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs ist er damit die dritthäufigste Todesursache hierzulande. Jeder fünfte Betroffene stirbt innerhalb der ersten 4 Wochen, knapp jeder zweite erleidet körperliche Einschränkungen, die von Problemen beim Sprechen bis zu Lähmungen reichen. Die Fallzahlen sind in den letzten Jahren stetig gestiegen und auch jüngere Menschen sind zunehmend betroffen.
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Was ist ein Schlaganfall?

Beim Schlaganfall handelt es sich um eine schlagartig oder plötzlich auftretende Durchblutungsstörung im Gehirn. Diese verursacht dann einen akuten Sauerstoff- und Nährstoffmangel im Gehirngewebe.

Der Schlaganfall wird auch
 
  • Apoplex,
  • Apoplexie,
  • Gehirnschlag,
  • Hirninsult,
  • Hirninfarkt,
  • Hirnschlag,
  • apoplektischer Insult oder
  • zerebraler Insult genannt.
Da die Gehirnzellen bereits innerhalb weniger Minuten beginnen abzusterben, handelt es sich bei einem akuten Schlaganfall um einen medizinischen Notfall. Eine schnelle Behandlung ist entscheidend, um das Risiko für bleibende Hirnschäden und andere Komplikationen zu verringern. Erfolgt keine schnelle Behandlung ist auch ein tödlicher Ausgang der Erkrankung möglich.
 
 

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Wie häufig ist ein Schlaganfall?

In Deutschland erleiden jährlich rund 200.000 Menschen einen Apoplex. Meist sind ältere Menschen von der Erkrankung betroffen. Wurde bereits einmal ein Schlaganfall überstanden, steigt das Risiko, innerhalb von 10 Jahren einen zweiten Schlaganfall zu erleiden, deutlich an.

Welche Arten von Schlaganfall gibt es?

Die Art des Schlaganfalls ist entscheidend für die Wahl der Behandlung und die Genesung.

Die 2 Hauptarten von Schlaganfällen sind:
  • Ischämischer Schlaganfall
  • Hämorrhagischer Schlaganfall

Was ist ein ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt)?

Bei 87% aller Schlaganfälle handelt es sich um einen ischämischen Schlaganfall. Eine Durchblutungsstörung (eine zerebrale Ischämie) des Hirngewebes entsteht, wenn der Blutfluss der hirnversorgenden Gefäße durch einen Gefäßverschluss oder Verkalkungen in der Arterie (Atherosklerose) blockiert wird. Blutgerinnsel (Thromben) sind häufig die Ursache für Verstopfungen, die zu ischämischen Hirninfarkten führen. Die Ischämie kann im Nachhinein zu einem hämorrhagischer Schlaganfall führen, wenn es zu einer Hirnblutung kommt.

Was ist ein hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung)?

Ein hämorrhagischer Schlaganfall tritt auf, wenn aus einer Arterie im Gehirn Blut austritt oder sie reißt (Hämorrhagie). Die Hirnblutung übt einen zu hohen Druck auf die Gehirnzellen aus, wodurch diese geschädigt werden. Im Unterschied zum ischämischen Schlaganfall ist das Hauptproblem also nicht die verminderte Sauerstoffzufuhr, sondern die neurotoxische Wirkung und der Druck, den das austretende Blut auf das Gehirngewebe ausübt. Hoher Blutdruck (Hypertonie) und Aneurysmen sind Beispiele für Erkrankungen, die einen hämorrhagischen Schlaganfall verursachen können.
 
 

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Es gibt 2 Arten von hämorrhagischen Schlaganfällen:

  • Die intrazerebrale Blutung ist die häufigste Form des hämorrhagischen Schlaganfalls. Sie tritt auf, wenn eine Arterie im Gehirn platzt und das umliegende Gewebe mit Blut überflutet.
  • Die Subarachnoidalblutung ist eine seltenere Form des hämorrhagischen Schlaganfalls. Dabei handelt es sich um Blutungen im Bereich zwischen dem Gehirn und dem dünnen Gewebe, das es bedeckt.

Welche Ursachen hat ein Schlaganfall?

  • unkontrollierter Bluthochdruck
  • übermäßige Behandlung mit Blutverdünnern (Antikoagulantien)
  • Ausbeulungen an Schwachstellen in Ihren Blutgefäßwänden (Aneurysmen)
  • Trauma (z. B. ein Autounfall)
  • Eiweißablagerungen in den Blutgefäßwänden, die zu einer Schwäche der Gefäßwand führen (zerebrale Amyloid-Angiopathie)
  • ischämische Infarkte, die zu einer Blutung führen
  • Riss eines abnormen Gefäßgeflechts mit dünnen Wänden (arteriovenöse Malformation).

Was sind Risikofaktoren für einen Schlaganfall?

Viele Faktoren können Ihr Schlaganfallrisiko erhöhen. Zu den potenziell behandelbaren Schlaganfall-Risikofaktoren gehören:

Lebensstil-Risikofaktoren für einen Apoplex

  • Übergewicht oder Fettleibigkeit
  • körperliche Inaktivität
  • Tabakkonsum
  • starker oder übermäßiger Alkoholkonsum
  • Konsum von illegalen Drogen wie Kokain und Methamphetamin

Medizinische Risikofaktoren für einen Apoplex

  • Hypertonie (Hoher Blutdruck)
  • Dyslipoproteinanämie
  • Hoher Cholesterinspiegel
  • Diabetes mellitus (Typ I und Typ II)
  • Obstruktive Schlafapnoe
  • Gerinnungsstörungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • persönliche oder familiäre Vorgeschichte mit Schlaganfall, Herzinfarkt oder transitorischer ischämischer Attacke

Weitere Faktoren, die mit einem höheren Schlaganfallrisiko in Verbindung gebracht werden, sind:

  • Alter
  • Geschlecht (Männer haben höheres Risiko als Frauen)
  • Einnahme von Hormonen
 
 

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Welche Symptome treten bei Schlaganfall auf?

Besonders wichtig ist der Zeitpunkt bei dem die Symptome auftreten. Einige Behandlungsmöglichkeiten sind am wirksamsten, wenn sie kurz nach Beginn des Schlaganfalls eingesetzt werden.

Zu den Anzeichen und typischen Symptomen eines Schlaganfalls gehören:

  • Sprachstörungen
  • plötzlicher Schwindel
  • Lähmungen oder Taubheitsgefühle im Gesicht, Arm oder Bein
  • Sehstörungen
  • plötzliche starke Kopfschmerzen
  • Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen
  • Gangunsicherheit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • plötzlich auftretende Benommenheit (auch Bewusstlosigkeit)

Wie wird ein Schlaganfall diagnostiziert?

Klinische Diagnose eines Schlaganfalls

Folgende Testverfahren werden zur klinischen Diagnose eines Schlaganfalls eingesetzt:
 
  • Anamnese
  • körperliche Untersuchung (Überprüfung der Vitalzeichen, der Wachheit des Patienten oder der Patientin)
  • neurologische Untersuchung durchgeführt
  • Untersuchung von Herz, Lunge und Bauchraum
  • Blutuntersuchungen (komplettes Blutbild (CBC))
  • CT-Angiographie des Kopfes
  • MRT-Untersuchung
  • EKG
  • MR-Angiographie

Wie wird ein Schlaganfall behandelt?

Behandlung des ischämischen Schlaganfalls

Wenn die Diagnose eines ischämischen Hirninfarkt gestellt wurde, gibt es ein Zeitfenster, in dem eine thrombolytische Therapie mit tPA (Gewebeplasminogenaktivator) in Frage kommt. tPA löst das Gerinnsel auf, das eine Arterie im Gehirn verstopft, und stellt die Blutversorgung wieder her. Bei vielen Patienten und Patientinnen liegt dieses Zeitfenster bei 3 Stunden nach Auftreten der ersten Anzeichen. Bei einer ausgewählten Gruppe von Patienten und Patientinnen kann dieser Zeitraum auf 4,5 Stunden ausgedehnt werden. Wird der Patient oder die Patientin innerhalb kurzer Zeit versorgt, wird versucht, das Gerinnsel zu entfernen (mechanische Thrombektomie).
 
 

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Behandlung des hämorrhagischen Schlaganfalls

Hämorrhagische Schlaganfälle sind schwer zu behandeln, weshalb unbedingt ein Spezialist (Neurochirurg) hinzugezogen werden muss, um festzustellen, welche Behandlungsmöglichkeiten für den Patienten oder die Patientin in Frage kommen (eventuell Aneurysmaclipping, Hämatomausräumung oder andere Techniken). Bei der Behandlung von hämorrhagischen Schlaganfällen werden im Gegensatz zu ischämischen Schlaganfällen kein tPA oder andere Thrombolytika eingesetzt, da diese die Blutung verschlimmern und zum Tod führen können. Daher ist es wichtig, vor Beginn der Behandlung zwischen einem hämorrhagischen und einem ischämischen Schlaganfall zu unterscheiden.

Was sind die Folgen eines Schlaganfalls?

Bei Schlaganfallpatienten kann es zu zahlreichen Komplikationen kommen.

Welche körperlichen Probleme können nach einem Schlaganfall auftreten?

  • Schwäche und Lähmung
  • Spastizität
  • Schwierigkeiten beim Gehen
  • Veränderte Empfindungen

Welche kognitiven Probleme können nach einem Schlaganfall auftreten?

Experten gehen davon aus, dass alle Überlebenden eines Schlaganfalls in gewissem Maße kognitiv beeinträchtigt sind. Zu den am häufigsten beeinträchtigten kognitiven Funktionen gehören Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung.
  Die Wiederherstellung der Funktionsfährigkeit hängt von der Schwere des Schlaganfalls und der hervorgerufenen Komplikationen ab. Bei einem schweren Schlaganfall sind bleibende Schäden möglich.

Wie ist die Prognose nach erstem Schlaganfall?

Die Kenntnis der Risikofaktoren und deren Vermeidung, sowie eine enge Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandlenden Ärztin, sind wichtig, um einen weiteren Schlaganfall zu vermeiden.
 
 

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Wie kann einem erneuten Schlaganfall vorgebeugt werden?

Was sind Strategien zur Vorbeugung von Schlaganfällen?

Viele Strategien zur Vorbeugung von Schlaganfällen sind die gleichen wie zur Vorbeugung von Herzkrankheiten. Zu den Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil gehören im Allgemeinen:
 
  • Kontolle des Bluthochdrucks (Hypertonie)
  • Senkung der Menge an Cholesterin und gesättigten Fetten in der Ernährung
  • Beenden / Starke Einschränkung des Tabakkonsums
  • regelmäßiger Sport
  • Beenden / Starke Einschränkung des Alkoholkonsums
  • Verzicht auf illegale Drogen

Medikamente zur Schlaganfall-Prävention

Nach einem Schlaganfall können Medikamente helfen, das Risiko für einen erneuten Schlaganfall zu verringern.

Dazu gehören:
 
  • Thrombozytenaggregationshemmer (Aspirin, Dipyridamol, Clopidogrel, etc.)
  • Antikoagulanzien (Heparin, Dabigatran, Rivaroxaban, Xarelto, etc.)
  • langsamer wirkendes Warfarin (Coumadin, Jantoven)
Literatur:

Schlaganfall: Was ist das? Internisten im Netz

Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe

Gesundheitsinformation.de, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Schlaganfall

DEGAM Patienteninformation Schlaganfall vorbeugen, erkennen und behandeln,
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, 2020 (zuletzt abgerufen am 13.05.2022)

S3-Leitlinie Schlaganfall, AWMF-Register-Nr. 053-011DEGAM-Leitlinie Nr. 8, 2020

Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Schlaganfall – Lyse auch jenseits des Zeitfensters von 4,5 Stunden möglich

Beiträge zum Thema: Schlaganfall

Gesundheitspolitik 14.07.2023
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