Journal MED
Verschiedenes

Was ist eine Thrombose?

Eine Thrombose bezeichnet die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) innerhalb eines Blutgefäßes. Dieses Gerinnsel stört den normalen Blutfluss im Kreislaufsystem erheblich. Besonders kritisch wird die Situation, wenn sich der Thrombus löst, mit dem Blutstrom in andere Körperregionen wandert und so eine Embolie auslösen kann.

Zwei Haupttypen der Thrombosen

  • Venöse Thrombosen: Bei venösen Thrombosen, auch als venöse Thromboembolien (VTE) bezeichnet, bildet sich ein Blutgerinnsel in einer Vene. Zur Gruppe der VTE gehören sowohl die tiefe Venenthrombose (TVT) als auch die Lungenembolie (PE).

  • Arterielle Thrombosen: Arterielle Thrombosen entstehen, wenn ein Blutgerinnsel eine Arterie verschließt. Blockiert ein arterielles Gerinnsel den Blutfluss zum Herzen oder Gehirn, führt dies häufig zu lebensbedrohlichen Ereignissen wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Der vorliegende Übersichtsartikel konzentriert sich vorwiegend auf die venösen Thrombosen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Immunzellen können Blutgerinnsel auflösen: Neue Ansätze zur körpereigenen Thrombolyse entdeckt

Jetzt lesen

Wie häufig sind Thrombosen und wer ist betroffen?

Venöse Thromboembolien gehören zu den bedeutendsten kardiovaskulären Erkrankungen und rangieren auf Platz drei der tödlichsten Herz-Kreislauf-Leiden, direkt nach Herzinfarkt und Schlaganfall. Dabei manifestieren sich diese Ereignisse hauptsächlich in zwei Formen: als tiefe Venenthrombose oder als Lungenembolie. In der täglichen Praxis machen tiefen Venenthrombosen rund zwei Drittel aller venösen Thromboembolien aus, Lungenembolien, oft begleitet von Venenthrombosen, repräsentieren das verbleibende Drittel. Anzumerken ist jedoch, dass Obduktionsergebnisse ein ausgeglicheneres Verhältnis zeigen, was auf unerkannte, symptomlose Lungenembolien hindeutet.

Die meisten Thrombosen betreffen die Venen der unteren Extremität, wobei die Häufigkeitsverteilung klare Muster zeigt: Die Unterschenkelvenen sind mit 40% am häufigsten betroffen, gefolgt von Femoralvenen mit 20% und Poplitealvenen mit 16%. Beckenvenen bleiben mit 4% seltener verschlossen. Medizinisch relevant ist außerdem die Unterscheidung zwischen Verschlüssen der tiefen Leitvenen und solchen des oberflächlichen Venensystems.

Oberflächliche Venenthrombosen

Was sind oberflächliche Venenthrombosen?

Bei oberflächlichen Venenthrombosen handelt es sich um Gerinnselbildungen in den hautnahen Venen, die eine entzündliche Reaktion des Gefäßes auslösen.

Wie häufig sind sie und wer ist betroffen?

Oberflächliche Venenthrombosen betreffen jährlich etwa 0,64 von 1.000 Einwohner:innen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt. Etwa zwei Drittel der Erkrankten sind Frauen mit einem durchschnittlichen BMI von 30 kg/m². In 75% der Fälle liegt bereits eine Krampfadererkrankung vor. Die Erkrankung manifestiert sich vorwiegend an den Beinen, besonders häufig in der Vena saphena magna und ihren Seitenästen (50-70%), seltener in der Vena saphena parva (10-20%). Verschiedene Faktoren begünstigen die Entwicklung: verlangsamte Blutzirkulation, Gefäßverletzungen und bereits bestehende Venenerkrankungen. Die Erkrankung tritt in verschiedenen Ausprägungen auf, wobei Thrombosen in Krampfadern mit 90% den überwiegenden Anteil ausmachen.

Wie äußern sie sich klinisch?

Charakteristisch zeigt sich ein geröteter, verhärteter und schmerzhafter Venenstrang unter der Haut. Patient:innen klagen über brennende oder stechende Schmerzen, die bereits bei leichter Berührung auftreten. Obwohl die Diagnose oft auf den ersten Blick gestellt werden kann, ist die tatsächliche Ausdehnung meist größer als äußerlich erkennbar. Eine besondere Gefahr liegt im möglichen Übergang zu einer tiefen Beinvenenthrombose.

Wie wird sie diagnostiziert?

Die Diagnosestellung beginnt mit einer sorgfältigen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Aufgrund der Unsicherheiten einer rein klinischen Diagnose muss die Sonografie zur Bestätigung und Ausdehnungsbestimmung eingesetzt werden. Dabei wird gleichzeitig eine begleitende tiefe Beinvenenthrombose ausgeschlossen.

Wie behandelt man?

Die Behandlung richtet sich nach Ausdehnung und Lokalisation der Thrombose. Bei Gerinnsellängen über 5 cm und mehr als 3 cm Abstand zur Einmündung ins tiefe Venensystem erfolgt eine Antikoagulation mit Fondaparinux über etwa 45 Tage. Bei mündungsnahen Thrombosen (weniger als 3 cm Abstand) wird analog zur tiefen Venenthrombose über drei Monate in therapeutischer Dosierung behandelt. Begleitend kann eine Kompressionstherapie bis zum Abklingen der Symptome erfolgen. Bei kleineren Thrombosen unter 5 cm Länge können auch symptomatische Maßnahmen wie Kühlung, entzündungshemmende Medikamente oder Heparinsalbe ausreichen.

Was sind Risikofaktoren und Ursachen?

Die Entstehung venöser Thromboembolien folgt einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Einflüsse. Patienteneigene Faktoren treffen dabei auf äußere Umstände und schaffen gemeinsam die Voraussetzungen für thrombotische Ereignisse. Diese Risikofaktoren lassen sich entsprechend der klassischen Virchow-Trias einordnen: Sie fördern entweder den Blutstau in den Venen, verstärken die Gerinnungsneigung oder schädigen die Gefäßwände. Risikofaktoren für die Entstehung von VTE sind:

  • frühere Thromboembolie, erbliche oder erworbene Gerinnungsstörung, familiäre Vorbelastung

  • höheres Lebensalter, weibliches Geschlecht

  • Rauchen, Übergewicht

  • aktive Krebserkrankungen

  • Schwangerschaft, hormonelle Verhütung, Hormonersatztherapie

  • Operationen und Verletzungen mit längerer Bewegungseinschränkung, Krankenhausaufenthalt mit Bettlägerigkeit, zentrale Venenkatheter

  • lange Reisen mit Immobilisation

Venöse Thromboembolien bei Kindern: Rivoraxoban auch bei langfristiger Anwendung wirksam und sicher

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Venöse Thromboembolien bei Kindern: Rivoraxoban auch bei langfristiger Anwendung wirksam und sicher

Jetzt lesen

Was sind die Symptome bei einer venösen Thrombose?

Thrombose-Symptome können bei jeder Person unterschiedlich sein und den Symptomen anderer Erkrankungen ähneln. Oftmals verursachen Thrombosen keine bis leichte Symptome. Zu den typischen Symptomen können gehören:

  • Schmerzen in einem Bein, besonders beim Gehen oder Aufstehen

  • Einseitige Schwellungen im Bein oder Arm

  • Taubheit oder Schwäche auf einer Seite des Körpers

  • unterschiedlich warme Beine, Hitzegefühl in einem Bein

  • bläuliche oder rötliche Verfärbung am betroffenen Bein

Wir wird eine Thrombose diagnostiziert?

Klinische Einschätzung

Die Diagnostik einer tiefen Beinvenenthrombose beginnt mit der systematischen Einschätzung der klinischen Wahrscheinlichkeit. Obwohl die klassischen Symptome und klinischen Zeichen wichtige Hinweise liefern, sind sie allein nicht ausreichend für eine sichere Diagnose. Die typischen Beschwerden einer Beinvenenthrombose umfassen Beinschwellung, Schmerzen, Spannungsgefühl, verstärkte oberflächliche Venenzeichnung und Zyanose. Zu den klassischen klinischen Zeichen gehören:

  • Meyer-Zeichen: Druckschmerzhaftigkeit an der Medialseite des Unterschenkels

  • Homans-Zeichen: Wadenschmerz bei Dorsalextension des Fußes

  • Payr-Zeichen: Fußsohlenschmerz bei Druck auf die Fußsohle

Zur strukturierten Bewertung der klinischen Wahrscheinlichkeit eignet sich der validierte Wells-Score. Dieser weist standardisierten Informationen aus Anamnese und körperlicher Untersuchung Punktwerte zu:

  • Aktive Tumorerkrankung: 1 Punkt

  • Ruhigstellung eines Beines: 1 Punkt

  • Bettruhe ≥ 3 Tage oder großer chirurgischer Eingriff innerhalb der letzten drei Monate: 1 Punkt

  • Druckschmerz im Verlauf der tiefen Venen: 1 Punkt

  • Schwellung des gesamten Beines: 1 Punkt

  • Unterschenkelschwellung mit ≥ 3 cm Umfangsdifferenz zur Gegenseite: 1 Punkt

  • Einseitiges Ödem am symptomatischen Bein: 1 Punkt

  • Prominente, nicht-variköse oberflächliche Kollateralvenen: 1 Punkt

  • Tiefe Venenthrombose in der Vorgeschichte: 1 Punkt

  • Alternative Diagnose mindestens ebenso wahrscheinlich: -2 Punkte

Bewertung: ≥ 2 Punkte = hohe Wahrscheinlichkeit; 0-1 Punkte = niedrige Wahrscheinlichkeit

D-Dimer-Bestimmung

D-Dimere sind Biomarker, die beim Abbau von Blutgerinnseln entstehen und bei den meisten akuten Thrombosen erhöht sind, weshalb normale Werte eine Thrombose unwahrscheinlich machen. Erhöhte D-Dimere sind jedoch unspezifisch und finden sich auch bei vielen anderen Erkrankungen wie Operationen, Infektionen, Tumoren oder in der Schwangerschaft. In der Thrombosediagnostik werden D-Dimere daher nie als alleiniger Test verwendet, sondern immer in Kombination mit der klinischen Wahrscheinlichkeitseinschätzung (Wells-Score). Bei niedriger klinischer Wahrscheinlichkeit und normalen D-Dimeren kann eine Thrombose sicher ausgeschlossen werden, bei hoher Wahrscheinlichkeit sollte direkt eine Bildgebung erfolgen.

Bildgebung

Die duplex-unterstützte vollständige Kompressionssonografie ist die Methode der ersten Wahl zur Thrombosediagnostik und umfasst die systematische Untersuchung aller tiefen Beinvenen von der Leiste bis zum Unterschenkel. Das entscheidende Kriterium für den Thrombosenachweis ist die fehlende Komprimierbarkeit der Vene durch Schallkopfdruck - ist eine vollständige Kompression möglich, gilt eine Thrombose als ausgeschlossen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Thrombosen früher erkennen: Ortsunabhängige Venenfunktionsmessung

Jetzt lesen

Wie therapiert man eine venöse Thrombose?

Die Thrombosebehandlung erfolgt heute überwiegend ambulant. Eine Hospitalisierung ist nur bei schweren Komplikationen, hohem Risiko oder schweren Begleiterkrankungen erforderlich.

Antikoagulanzientherapie

Die Antikoagulanzientherapie zielt auf die Verhinderung von Thrombuswachstum und Lungenembolie durch Verschiebung des Gerinnungsgleichgewichts ab und erfolgt in drei Behandlungsphasen: Erhaltungstherapie (mindestens 3-6 Monate) und gegebenenfalls zeitlich unbefristete Sekundärprophylaxe.

  • Initialtherapie (5-21 Tage): DOAKs, Niedermolekulares Heparin oder Fondaparinux

  • Erhaltungstherapie (mind. 3-6 Monate): Die Erhaltungstherapie dauert mindestens drei Monate, wobei DOAK (Apixaban, Dabigatran, Edoxaban, Rivaroxaban) aufgrund vergleichbarer Wirksamkeit und 40% weniger schwerer Blutungen gegenüber Vitamin-K-Antagonisten bevorzugt werden.

  • Ggf. Sekundärprophylaxe bei Rezidiv-Risiko

Kompressionstherapie

Bei venöser Stauung wird innerhalb von 24 Stunden eine Kompressionstherapie mit Wadenstrumpf bei Unterschenkelschwellung oder Schenkelstrumpf bei Oberschenkelschwellung begonnen, bei starker Schwellung initial mit Kompressionsverband. Die Fortführung wird nach drei bis sechs Monaten reevaluiert.

Wie gestaltet sich die Nachsorge?

Frühe Verlaufskontrollen

In den ersten fünf bis 21 Tagen nach Therapieeinleitung sollte eine klinische Untersuchung zur Überprüfung der Therapieverträglichkeit und des Lokalbefundes erfolgen. Eine sonografische Kontrolle ist bei Verdacht auf Thromboseprogression erforderlich.

Reevaluation nach drei bis sechs Monaten:

Nach drei bis sechs Monaten muss entschieden werden, ob die Antikoagulation beendet oder bei hohem Rezidivrisiko fortgeführt wird. Bei geplanter Beendigung ist eine sonografische Dokumentation eventueller Residualthromben erforderlich, da diese das Rezidivrisiko erhöhen.

Langzeit-Sekundärprophylaxe

Bei fortgeführter Antikoagulation sind Verlaufskontrollen alle ein bis zwei Jahre sowie routinemäßige Laborkontrollen von Blutbild, Leber- und Nierenwerten erforderlich. Besonders unter DOAK-Therapie sind engmaschige Nierenfunktionskontrollen bei älteren Patient:innen über 75 Jahren und in Risikosituationen wie Infektionen oder NSAR-Komedikation wichtig.

Postthrombotisches Syndrom

Was ist das Postthrombotische Syndrom (PTS)?

Das PTS entsteht durch Beeinträchtigung des venösen Abflusses infolge verbliebener Obstruktion oder Klappeninsuffizienz nach Thrombose.

Wie häufig kommt es vor?

Nach proximaler Thrombose entwickeln 20-50% der Patient:innen ein PTS, davon 5-10% schwere Formen. Das Risiko steigt bei proximaler Lokalisation, Übergewicht, höherem Alter und unzureichender Initialtherapie.

Welche Symptome zeigen sich beim PTS?

Typisch sind: Ödeme, Krampfadern, Hautveränderungen (Hyperpigmentierung, Verhärtungen), im schlimmsten Fall offene Beine (Ulcus cruris).

Wie wird das Postthrombotische Syndrom diagnostiziert?

Klinische Diagnose mittels Villalta-Score (≥5 Punkte = PTS). Ergänzend Duplexsonografie zur Beurteilung von Reflux und Obstruktion.

Wie wird das Postthrombotische Syndrom therapiert?

Empfohlen wird eine konsequente Kompressionstherapie mit medizinischen Kompressionsstrümpfen oder adaptiven Kompressionssystemen, ergänzt durch Bewegungstherapie. Bei schwerem PTS kann eine endovaskuläre Rekanalisation erwogen werden (technischer Erfolg 91-98%, aber Komplikationsrisiko beachten).

Wie kann das Postthrombotische Syndrom vermieden werden?

Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Thrombosetherapie sowie langfristige Kompressionstherapie sind wesentlich zur PTS-Vermeidung.

Wie kann man eine Thrombose vermeiden?

Allgemeine Präventionsmaßnahmen sind:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität und frühe Mobilisation nach Operation

  • Gesundes Körpergewicht halten

  • Ausreichend trinken (besonders bei Fieber, Hitze, Sport)

  • Rauchstopp und Alkoholverzicht

  • Längeres Sitzen/Stehen vermeiden, stündlich aufstehen und bewegen

  • Grunderkrankungen (Diabetes, Bluthochdruck) optimal behandeln

Patient:innen-FAQ

Häufig gestellte Fragen zum Thema Thrombose

Rund um das Thema Thrombose stellen sich für Betroffene und Angehörige oft viele Fragen: zur Diagnose, zu Behandlungsmöglichkeiten, zu Nebenwirkungen oder zum Alltag mit der Erkrankung. In dieser Patient:innen-FAQ finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.

Literatur:

(1)

Johns Hopkins Medicine: Thrombosis, abrufbar unter: https://www.hopkinsmedicine.org/health/conditions-and-diseases/thrombosis zuletzt abgerufen am 28.08.2025.

(2)

S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und Lungenembolie, abrufbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/065-002

(3)

Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie: Oberflächliche Venenthrombose, abrufbar unter: https://www.phlebology.de/patienten/venenkrankheiten/oberflaechliche-venenthrombose/, zuletzt abgerufen am 28.08.2025.

(4)

NHS UK: DVT (deep vein thrombosis), abrufbar unter: https://www.nhs.uk/conditions/deep-vein-thrombosis-dvt/, zuletzt abgerufen am 28.08.2025.