Kinder mit DT1: Stoffwechselqualität meist deutlich zu schlecht
Der HbA1c-Wert gibt an, wie viel Glukose sich in den letzten 8 bis 12 Wochen an die roten Blutkörperchen gebunden hat und ist damit ein Langzeitmarker zur Beurteilung der Stoffwechselqualität. Bei Menschen ohne Diabetes mellitus liegt der HbA1c um die 5% (30 mmol/mol). Bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes-Typ-1 empfiehlt die DDG in den aktuellen Praxisempfehlungen einen HbA1c-Wert von weniger als 7,0% (53 mmol/mol) ohne gleichzeitige Hypoglykämien. „Die Mehrzahl der von uns betreuten Kinder und Jugendlichen mit Diabetes zeigt allerdings Stoffwechselergebnisse, die deutlich hinter den gesteckten Zielen zurückbleiben“, sagt Prof. Dr. med. Andreas Neu, Präsident der DDG.
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Kindergarten und Schule nicht auf Bedürfnisse chronisch kranker Kinder ausgerichtet
Der Kinderdiabetologe sieht Barrieren, die es für eine optimale Versorgung zu überwinden gilt, so zum Beispiel das Lebensumfeld, insbesondere der jüngeren Kinder im Vorschul- oder Grundschulalter. „Kindergarten und Schule sind in aller Regel nicht auf die Bedürfnisse chronisch kranker Kinder ausgerichtet. Das pädagogische Personal ist mit dieser Zusatzaufgabe oft überfordert. Selbst zusätzliche Inklusionskräfte können dieser Aufgabe nur bedingt gerecht werden, denn auch ihnen fehlt oftmals der medizinische Hintergrund“, so Neu. Um die Heranwachsenden zu unterstützen und deren Inklusion im Schulalltag zu fördern, seien Schulgesundheitsfachkräfte vor allem an Grundschulen, so wie es in benachbarten europäischen Ländern praktiziert wird, unabdingbar.
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Psychotherapeutische Angebote – eine gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit
Die Diabetestherapie verlangt den Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien viel ab. Häufig sind Familien im Alltag überfordert, die Betroffenen müssen lernen, mit Ängsten umzugehen, ihre Erkrankung zu akzeptieren und in das alltägliche Leben zu integrieren. Um diese Mehranforderungen zu bewältigen, brauchen sie eine psychosoziale Unterstützung. Doch die Behandlungsteams in Praxen und Kliniken verfügen häufig weder über entsprechendes Personal, noch gibt es ausreichend psychotherapeutische Anlaufstellen. „Ein ausreichend dichtes Netz an psychotherapeutischen Angeboten ist nicht nur aus diabetologischer Sicht dringend erforderlich, sondern eine gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit“, betont der Experte.
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Auf der Kongress-Pressekonferenz der Diabetes Herbsttagung erläutert Neu, welcher weiteren Veränderungen – auch im Hinblick auf personelle Ausstattung und regionale Ungleichheiten – es bedarf, um die Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland weiter zu verbessern. Die diesjährige Tagung findet vom 5. bis 6. November 2021 als Hybrid-Veranstaltung – in Wiesbaden vor Ort sowie online – statt. Das Tagungsprogramm ist im Internet unter www.herbsttagung-ddg.de abrufbar.
(1) Dt. Gesundheitsbericht Diabetes 2022. Hrsg. DDG und diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe.