Dienstag, 30. April 2024
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Medizin

Überlebensvorteil durch HLA-DR-Matching bei Nierentransplantationen bei älteren Patient:innen

Überlebensvorteil durch HLA-DR-Matching bei Nierentransplantationen bei älteren Patient:innen
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Wie groß ist der Einfluss der Gewebemerkmale von Spender:innen und Empfänger:innen auf den Erfolg einer Nierentransplantation bei Patient:innen im Alter von 65 plus? Eine Studie unter der Co-Leitung von Prof. Dr. Bernhard Krämer, Direktor der V. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), untersuchte erstmals, wie sich die Passgenauigkeit des Zelloberflächenrezeptors HLA-DR auf die Gesamtsterblichkeit bzw. das Versagen des Nierentransplantats in dieser Altersgruppe auswirkt. Es zeigte sich, dass eine Zuteilung der Spenderorgane auf der Grundlage des HLA-DR-Matchings die 5-Jahres-Sterblichkeit und das Überleben von Nierentransplantaten deutlich verbessert.

Patient:innen über 65 müssen meist bis zu 7 Jahre auf eine Nierentransplantation warten

Mehr als die Hälfte der Patient:innen, die aufgrund einer Niereninsuffizienz in Nierenersatzprogramme aufgenommen werden, sind 65 Jahre oder älter. Eine Transplantation würde die Überlebenszeit dieser Patient:innen im Vergleich zur Dialyse verdoppeln. Doch nur wenige dieser Patient:innen haben die Chance, rechtzeitig ein Spenderorgan zu erhalten: Patient:innen von 65 Jahren und älter müssten meist etwa 6 bis 7 Jahre warten, ehe sie eine Spenderniere zugeteilt bekommen, da Spenderorgane besonders in Deutschland rar sind. Mehr als die Hälfte dieser Patient:innen würde diesen Tag leider nicht mehr erleben.

Eurotransplant Senior Programm: Nierentransplantation nach dem Prinzip „Alt für Alt“

Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet das Eurotransplant Senior Programm (ESP). Es wurde 1999 von Eurotransplant aufgelegt, um die Chancen älterer Patient:innen auf eine rechtzeitige Transplantation zu verbessern. Nach dem Prinzip „Alt für Alt“ werden hierbei Organe von über 65-jährigen verstorbenen Spender:innen bevorzugt an Empfänger:innen der gleichen Altersgruppe in der Spenderregion vermittelt. Um eine schnelle und unkomplizierte Vergabe gewährleisten zu können, wird bei ESP-Transplantationen darauf verzichtet, die Gewebemerkmale des Spenders zu ermitteln und auf Passgenauigkeit von Spender:innen und Empfänger:innen hin zu überprüfen. Eine schlechtere Übereinstimmung der Gewebemerkmale ist jedoch mit erhöhten Abstoßungsraten verbunden.
 
 

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HLA-System spielt eine wichtige Rolle bei der Gewebeverträglichkeit von Spenderorganen

Für die Gewebeverträglichkeit von Spenderorgan und Empfänger:innen spielt das HLA-System (human leukocyte antigen system) eine wichtige Rolle. Die Leukozyten-Antigene helfen dem Immunsystem, zwischen körpereigenem und körperfremdem Gewebe zu unterscheiden. Je ähnlicher die HL-Antigene von Spender:innen und Empfänger:innen sind, desto geringer ist die Gefahr von Abstoßungsreaktionen.

30% niedrigere Mortalitätsrate bei Transplantation von Nieren mit passenden HLA-DR-Antigenen

In der Studie wurden die gepaarten Nieren von insgesamt 675 Spender:innen im Alter von 65 Jahren und älter jeweils einem Transplantationskandidaten des ESP-Programms ohne Typisierung und einem Kandidaten mit HLA-DR-Kompatibilität (ESDP) vermittelt. In der Nachverfolgung zeigte sich, dass die Transplantation von Nieren mit passenden HLA-DR-Antigenen mit einem signifikant niedrigeren Risiko einhergeht, dass die Empfänger:innen innerhalb von 5 Jahren nach der Transplantation versterben (30% niedrigere Mortalitätsrate) oder aufgrund eines Transplantatversagens – nach einem oder 5 Jahren – wieder zur Dialyse zurückkehren müssen, was mit einer schlechten Prognose verbunden ist.

Transplantation auf Grundlage des HLA-DR Matchings verkürzt die dialysepflichtige Zeit

Ein weiteres Ergebnis der Studie war die Beobachtung, dass eine Zuteilung der Transplantate auf der Grundlage des HLA-DR Matchings die dialysepflichtige Zeit vor der Transplantation von im Mittel 4,1 Jahren auf 2,4 Jahre verkürzte, da für die Zuweisung der Spenderorgane in erster Linie die Gewebeverträglichkeit und nicht die Wartezeit ausschlaggebend ist. „Auch dies trägt dazu bei, dass eine Zuteilung auf der Grundlage des HLA-DR-Matchings die 5-Jahres-Sterblichkeit und das Überleben von Nierentransplantaten im Rahmen einer Alt-für-Alt-Nierentransplantation verbessert“, sagt Prof. Krämer, der die Studie in Deutschland koordiniert. An der Studie sind außerdem Kliniken in Österreich, Belgien und den Niederlanden beteiligt.

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim

Literatur:

(1) de Fijter JW et al. A paired-kidney allocation study found superior survival with HLA-DR compatible kidney transplants in the Eurotransplant Senior Program Kidney International, June 2023, Abrufbar unter: https://www.kidney-international.org/article/S0085-2538(23)00419-2/fulltext, Letzter Zugriff: 17.08.2023.



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