Wer profitiert am meisten von einer bariatrischen OP?
Die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes bei übergewichtigen oder adipösen Personen ist von individuellen Faktoren abhängig. Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich Personen mit erhöhtem Diabetesrisiko in verschiedene Subtypen einteilen lassen – mit Unterschieden im Krankheitsverlauf und dem Therapieerfolg nach bariatrischen Eingriffen. Dies eröffnet neue Chancen für eine präzisere Patientenselektion in der Adipositaschirurgie.
Neue Klassifikation: Subtypen mit unterschiedlichem Risiko
In der Untersuchung wurden übergewichtige Menschen ohne manifesten Typ-2-Diabetes anhand bestimmter Parameter wie BMI, Insulinsensitivität, Leberfettgehalt und Betazellfunktion in Diabetesrisiko-Subtypen eingeteilt. Die Subtypen 5 und 6 galten als Hochrisikogruppen mit ausgeprägter metabolischer Dysfunktion. Subtyp 4 umfasste metabolisch stabile Menschen mit Übergewicht und niedrigem Diabetesrisiko. Die Subtypen 1 bis 3 beinhalteten überwiegend schlanke Personen mit geringem Risiko.
Bariatrische Operation versus Lebensstilintervention
Die Studienanalyse umfasste zwei Kohorten aus Frankreich und Italien, die sich einer bariatrischen Operation unterzogen, sowie eine Kontrollgruppe aus Deutschland mit strukturierter Lebensstilintervention. Untersucht wurden zentrale metabolische Parameter wie Glukoseregulation, Leberfett, Insulinresistenz und die Funktion der Betazellen – jeweils vor und nach der Intervention.
Hochrisikogruppen profitieren am stärksten vom chirurgischen Eingriff
Die Daten zeigen, dass insbesondere Teilnehmende der Hochrisikosubtypen 5 und 6 deutlich von der bariatrischen Chirurgie profitieren: Sie wiesen eine verbesserte Insulinsensitivität, eine normalisierte Glukosehomöostase (Prädiabetes-Remission) sowie eine signifikante Reduktion des Leberfetts auf. Zudem gingen viele Patient:innen nach der Operation in einen metabolisch stabileren Subtyp über. Bei der Kontrollgruppe mit Lebensstilberatung war dieser Effekt nicht zu beobachten. Überraschend war, dass selbst bei ähnlichem Gewichtsverlust die Subtyp-4-Gruppe nur eine geringe metabolische Besserung zeigte.
Präzisionsmedizin: Klassifikation als Entscheidungshilfe für die Therapieplanung
Diese Erkenntnisse legen nahe, dass nicht alle adipösen Personen gleichermaßen von chirurgischen Maßnahmen profitieren. Die Subtypisierung erlaubt eine gezieltere Patientenauswahl für die bariatrische Chirurgie, wodurch Therapien individueller und effektiver gestaltet werden können.
Quelle:Deutsches Zentrum für Diabetesforschung
Literatur:
- (1)
Sandforth L. et al. (2025) Subphenotype-Dependent Benefits of Bariatric Surgery for Individuals at Risk for Type 2 Diabetes. Diabetes Care, 2025 Apr 11:dc250160, DOI: 10.2337/dc25-0160.