Dienstag, 19. März 2024
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Tachykardie

von Dr. rer. nat. med. habil. Eva Gottfried

Tachykardie
© SasinParaksa - adobe.stock.com
Herzrhythmusstörungen, bei denen das Herz zu schnell schlägt, werden als Tachykardien bezeichnet. Die bekanntesten Formen sind Vorhofflimmern und Kammerflimmern. Die Symptome wie Herzrasen, Schwindel und Atemnot variieren je nach Herzfrequenz und Dauer. Stress, Alkohol- oder Drogenkonsum sowie Kreislauf- und Schilddrüsenerkrankungen zählen zu den häufigsten Ursachen.Eine Tachykardie kann zu plötzlichem Herztod führen.
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Wie kommt es zur Tachykardie?

Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) werden in schnelle Rhythmusstörungen (Tachykardien) und langsame Rhythmusstörungen (Bradykardien) eingeteilt. Beide gehen vom Herzen aus.

Das Herz ist ein großer Muskel aus zwei Kammern und zwei Vorhöfen. Durch sein regelmäßiges Zusammenziehen (Systole) und Entspannen (Diastole) wird das Blut durch den Körper gepumpt. Angestoßen wird die Aktivität des Herzens durch elektrische Impulse, die von Zellen des Sinusknoten und Atrio-Ventrikular-Knoten (AV-Knoten) ausgehen und als Taktgeber fungieren. Werden zu viele elektrische Signale gegeben, führt dies zu übermäßiger elektrischer Erregung, was sich in einer Herzfrequenz im Ruhezustand von > 100 Schlägen pro Minuten widerspiegelt.
Die Tachykardien gelten als häufigste Ursache von plötzlichem Herztod.

Welches sind Symptome der Tachykardie?

Typische Symptome einer schnellen Herzrhythmusstörung sind
 
  • Herzrasen, auch plötzliches Herzrasen
  • Herzstolpern, Aussetzer, sehr starkes Herzklopfen (Palpitationen)
  • Schwindel
  • Ohnmacht
  • Atemnot
  • verminderte Belastbarkeit
Diese Warnzeichen dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden, weil sie im Extremfall zu plötzlichem Herztod führen können. Bei Verdacht sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Welche Ursachen hat eine Tachykardie?

Herzrasen kann viele Ursachen haben, zum Beispiel
 
  • Stress
  • Alkohol, Drogen, Vergiftungen
  • Herz-Kreislauferkrankungen
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Hormonveränderungen u.a. in den Wechseljahren
  • vorausgegangene Herzerkrankungen, wie Hochdruckherz, koronare Herzkrankheit, Herzklappenerkrankung, Schädigung des Herzmuskels, zurückliegender Herzinfarkt

Wie wird eine Tachykardie festgestellt?

Verschiedene Untersuchungen werden bei Verdacht durchgeführt, wie
 
  • Ruhe-EKG (Elektrokardiogramm zur Aufzeichnung der elektrischen Herzaktivität)-Belastungs-EKG (körperliche Belastung steigert in der Regel den Herzschlag)
  • Langzeit-EKG mithilfe eines unter der Kleidung tragbaren Geräts
  • Ausschluss anderer Erkrankungen, u.a. durch ein Herzultraschall
  • gegebenenfalls Herzkatheteruntersuchung, d.h. eine elektrophysiologische Untersuchung (EPU)
Anhand der Ergebnisse lässt sich die Tachykardie genau bestimmen und eine erfolgversprechende Therapie festlegen.
Auch eingenommene pflanzliche Präparate sollten dem Behandler genannt werden, weil viele von diesen die Herzaktivität beeinflussen können.

Nicht jedes Herzrasen ist gefährlich

Herzrasen mit Schwindel und Druck im Kopf kann große Angst auslösen und sollte ernst genommen werden. Allerdings ist nicht jedes Herzrasen gleich behandlungsbedürftig, denn es gibt auch sogenanntes gutartiges Herzrasen. Dieses kann bei starker Aufregung, Freude, Anstrengung oder sonstigen erregenden Situationen auftreten und endet oft von selbst, sobald sich die Anstrengung gelegt hat. Allerdings gilt es, bei anhaltenden oder sehr starken Symptomen einen Arzt zu Rate zu ziehen und die Ursache abklären zu lassen.

Welche Formen von Tachykardien gibt es?

Tachykardien, d.h. schnelle Rhythmusstörungen treten in verschiedenen Formen auf, u.a.
 
  • Vorhofflimmern (anfallsweise, anhaltend /persistierend, permanent)
  • Vorhofflattern
  • AV-Knoten-Reentry-Tachykardie
  • Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom)
  • fokale atriale Tachykardie
  • Kammerflimmern
  • unregelmäßiges Herzrasen (Herzfrequenz über 300/min.)
  • regelmäßiges Herzrasen (Kammertachykardie)
Je nach Entstehungsort im Herzen teilt man schnelle Herzrhythmusstörungen in supraventrikuläre und ventrikuläre Tachykardien ein.
Supraventrikuläre Tachykardien
 
  • entstehen in den Vorhöfen des Herzens
  • können in Vorhofflimmern übergehen
ventrikuläre Tachykardien
 
  • entstehen in den Herzkammern
  • können in lebensbedrohliches Kammerflimmern übergehen

Wie wird eine Tachykardie behandelt?

Für eine behandlungsbedürftige Tachykardie stehen verschiedene Therapieformen zur Verfügung.

Medikamentöse Behandlung
 
  • Medikamente der Klasse der Antiarrhythmika, wie Betablocker, Natriumkanalblocker, Kaliumkanalblocker, Kalziumkanalblocker oder Digitalis
  • Gegebenenfalls Antikoagulantien zur Blutverdünnung und Vorbeugung von Schlaganfall
Nicht-medikamentöse Behandlung durch
 
  • Katheterablation, d.h. Verödung von Herzmuskelzellen in auslösenden Herzbereichen
  • Kardioversion mit synchronisierter Elektroschockabgabe zur Wiederherstellung eines normalen Herzrhythmus
In akut lebensbedrohlicher Situation bei ausbleibendem Puls kommt ein Defibrillator (ICD) zum Einsatz, bei dem der Herzschlag mithilfe von unsynchronisierten Elektroschocks angeregt wird. Wichtig ist es, in akuter Notsituation schnell zu reagieren oder Hilfe zu holen.

Weitere Informationen zu Symptomen, Ursachen und Behandlung erhalten Sie bei Ihrem Arzt und den medizinischen Fachgesellschaften.
Literatur:

(1) Deutsche Herzstiftung e.V:, Leben mit Herzrhythmusstörungen, Wissen kompakt erklärt, 2021. https://www.herzstiftung.de/system/files/2021-05/BR13-leben-mit-rhythmusstoerung.pdf. Abgerufen am 30.01.2023.
(2) Meinertz T Deutsche Herzstiftung e.V., Herzrasen: Ursachen unbedingt abklären lassen. https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/herzrasen. Abgerufen am 30.01.2023.
(3) Gesundheitsinformation.de, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Tachykardie. https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/tachykardie.html. Abgerufen am 30.01.2023.

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