Tuberkulose-Antibiotika: Sutezolid und Delpazolid sind vielversprechende Alternativen zu Linezolid
Zwei klinische Studien des LMU Klinikums München belegen die Sicherheit und Wirksamkeit zweier vielversprechender Antibiotika als potenzielle Alternativen zu Linezolid in der Tuberkulosebehandlung. Die Wirkstoffe Sutezolid und Delpazolid zeigten eine starke antimikrobielle Aktivität und waren deutlich besser verträglich als Linezolid. Sie könnten zukünftig diesen bislang zentralen Wirkstoff in der Therapie multiresistenter Tuberkulose ersetzen [1].
Hohe Toxizität von Linezolid bleibt therapeutisches Problem
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt seit 2022 Linezolid als Teil des BPaLM-Behandlungsschemas – zusammen mit Bedaquilin, Pretomanid und Moxifloxacin – zur standardmäßigen sechsmonatigen Behandlung multiresistenter Tuberkulose. Damit konnte die bisherige Therapiedauer von 18 Monaten deutlich verkürzt werden. Allerdings weist Linezolid eine hohe Toxizität auf: Die Anwendung bei Tuberkulose führt häufig zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Anämie oder Optikusneuropathie, die teils dauerhaft bestehen bleiben. „Trotz seiner Wirksamkeit ist Linezolid für viele Patienten schlichtweg zu toxisch. Wir benötigen dringend sicherere Alternativen innerhalb dieser Antibiotikaklasse“, erklärt Studienleiter PD Dr. Norbert Heinrich.
Sutezolid und Delpazolid zeigen bessere Verträglichkeit in Phase-IIb-Studien
Sowohl Sutezolid als auch Delpazolid gehören – wie Linezolid – zur Klasse der Oxazolidinone, zeigen jedoch eine deutlich geringere Toxizität. In zwei Phase-IIb-Studien – SUDOCU und DECODE – wurden beide Wirkstoffe erstmals in Kombination mit Bedaquilin, Delamanid und Moxifloxacin bei Patient:innen mit medikamentensensibler Lungentuberkulose getestet. Beide Substanzen waren besser verträglich als Linezolid [1, 2].
Sutezolid überzeugt mit stabiler Wirkung ohne Toxizität
Sutezolid zeigte über alle getesteten Dosierungen hinweg eine ausgeprägte antibakterielle Wirkung und wurde gut vertragen – ohne dokumentierte Fälle von Neuropathie oder hämatologischer Toxizität. Diese Ergebnisse zeigen, dass Sutezolid insbesondere bei längerer Anwendung eine sichere Alternative in künftigen TB-Therapien darstellen könnte – auch wenn noch keine abschließende Dosierungsempfehlung möglich ist [2].
Delpazolid zeigt konstante Wirkstoffspiegel bei guter Verträglichkeit
Delpazolid verbesserte die Wirksamkeit der Kombination mit Bedaquilin, Delamanid und Moxifloxacin. Eine einmal tägliche Dosis von 1200 mg erreichte die gewünschten Wirkstoffspiegel für maximale Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit über einen Zeitraum von 16 Wochen. Auch hier wurden keine Fälle von Nervenschädigung oder hämatotoxischen Nebenwirkungen beobachtet. Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial von Delpazolid als vielversprechende Alternative zu Linezolid – vorbehaltlich der Bestätigung durch größere Studien [1].
Perspektive: Weniger Nebenwirkungen für zukünftige TB-Therapien
Die Veröffentlichungen unterstreichen die wissenschaftliche Relevanz dieser Ergebnisse und ihr Potenzial, künftige Tuberkulose-Therapien grundlegend zu verändern. „Weniger Nebenwirkungen bei Sutezolid und Delpazolid sind ein bedeutender Fortschritt – sie bringen uns wirksamen und zugleich besser verträglichen TB-Therapien ein großes Stück näher“, kommentiert Dr. Ivan Norena vom LMU Klinikum München.
Quelle:LMU Klinikum München
Literatur:
- (1)
Minja L.T. et al. (2025) Delpazolid in combination with bedaquiline, delamanid, and moxifloxacin for pulmonary tuberculosis (PanACEA-DECODE-01): a prospective, randomised, openlabel, phase 2b, dose-finding trial, The Lancet Infectious Diseases, Online first, DOI: 10.1016/S1473-3099(25)00289-0.
- (2)
Heinrich N. et al. (2025) Sutezolid in combination with bedaquiline, delamanid, and moxifloxacin for pulmonary tuberculosis (PanACEASUDOCU-01): a prospective, open-label, randomised, phase 2b dose-finding trial, The Lancet Infectious Diseases, DOI: 10.1016/S1473-3099(25)00213-0.