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Eosinophile Ösophagitis
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Was ist die eosinophile Ösophagitis?

Die EoE ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Speiseröhre, die durch eine ausgeprägte eosinophile Infiltration der Schleimhaut gekennzeichnet ist. Sie führt zu Dysphagie, Schluckstörungen und einer gestörten Ösophagusmotilität. Die Erkrankung wird als immunvermittelte Reaktion auf bestimmte Allergene oder Nahrungsmittelbestandteile angesehen und gehört zu den wichtigsten Differentialdiagnosen der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Ohne adäquate Therapie kann EoE zu fibrotischen Umbauprozessen und einer strukturellen Einengung des Ösophagus führen.

Wie häufig tritt die eosinophile Ösophagitis auf?

Die Prävalenz der EoE ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Sie betrifft schätzungsweise 34,4 pro 100.000 Personen in westlichen Industrieländern, wobei Männer häufiger als Frauen erkranken. Die Inzidenz liegt bei etwa 6 bis 7 neuen Fällen pro 100.000 Personen pro Jahr (2). Besonders betroffen sind Kinder und junge Erwachsene, doch auch im höheren Lebensalter kann die Erkrankung auftreten. Die steigende Prävalenz wird auf eine veränderte Exposition gegenüber Umweltallergenen und Ernährungsgewohnheiten zurückgeführt.

Welche Ursachen hat die eosinophile Ösophagitis?

Die genaue Ursache der EoE ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird eine Kombination aus genetischen, immunologischen und umweltbedingten Faktoren vermutet. Es gibt eine deutliche Assoziation mit atopischen Erkrankungen wie Asthma, allergischer Rhinitis und atopischer Dermatitis. Zudem sind Lebensmittelallergien (z.B. gegen Milch, Weizen, Soja, Nüsse) und Umweltallergene als Triggerfaktoren bekannt. Genetische Polymorphismen scheinen ebenfalls eine Rolle in der Pathogenese zu spielen.

Wie entsteht die eosinophile Ösophagitis?

Die EoE wird als chronische, allergiebedingte Immunreaktion auf Nahrungsmittel- oder Umweltallergene verstanden. Nach Exposition mit dem auslösenden Allergen wird die Speiseröhrenschleimhaut durch eine eosinophile Infiltration geschädigt. T-Helfer-Zellen vom Typ 2 (Th2) fördern die Produktion von Interleukinen (IL-4, IL-5, IL-13), die die Eosinophilen-Aktivierung verstärken. Dadurch kommt es zur Freisetzung von Zytokinen, epithelialen Schädigungen und einem fibrotischen Umbau des Ösophagus mit konsekutiver Strikturbildung.

Welche Symptome treten bei der eosinophilen Ösophagitis auf?

Die Symptome der EoE variieren je nach Alter und Krankheitsstadium. Bei Kindern stehen unspezifische Symptome wie Nahrungsverweigerung, Erbrechen und Gedeihstörungen im Vordergrund. Erwachsene leiden typischerweise unter Dysphagie, Bolusimpaktion und Sodbrennen-ähnlichen Beschwerden. Bei fortgeschrittener Erkrankung kann es zur vollständigen Obstruktion des Ösophagus kommen. Durch den chronischen Verlauf und die eingeschränkten therapeutischen Möglichkeiten berichten die Patient:innen häufig von Einschränkungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, die sowohl psychologische und als auch soziale Folgen nach sich ziehen (2).

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Wie wird die eosinophile Ösophagitis diagnostiziert?

Die Diagnosestellung erfolgt durch eine Kombination aus klinischer Symptomatik, endoskopischen Befunden und histopathologischer Untersuchung von Ösophagusbiopsien. Die wichtigsten diagnostischen Kriterien sind (2):

  • Endoskopie: Die S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) empfiehlt für die endoskopische Befundung der EoE die Verwendung der EREFS-Klassifikation (Exsudate, Ringe, Ödeme, Furchen, Strikturen), bei der der Schweregrad der Erkrankung anhand von charakteristischen Veränderungen der Ösophagusschleimhaut bewertet wird. Typische Befunde umfassen longitudinale Furchen, weiße Exsudate, Ringbildungen (trachealisierter Ösophagus) und Strikturen (2).

  • Biopsie: Mindestens 6 Biopsien sollten aus verschiedenen Abschnitten des Ösophagus entnommen werden, insbesondere aus Regionen mit endoskopischen Auffälligkeiten. Eine Eosinophilenzahl von > 15 pro hochauflösendes Gesichtsfeld (HPF; Standardgröße 0,3 mm²) gilt als diagnostischer Schwellenwert für eine EoE (2).

  • Allergologische Testung: Die Durchführung einesPrick-Tests oder spezifische IgE-Bestimmungen können Hinweise auf potenzielle Triggerallergene geben.

Wie wird die eosinophile Ösophagitis behandelt?

Die Therapie der EoE basiert auf 3 Hauptsäulen: diätetische Maßnahmen, medikamentöse Therapie und interventionelle Verfahren.

Zur Induktionstherapie werden in erster Linie topische Corticosteroide (TCS) oder Protonenpumpeninhibitoren (PPI) eingesetzt. Alternativ oder ergänzend kann eine Eliminationsdiät, insbesondere die sogenannte 6-Food-Eliminationsdiät (Verzicht auf Milch, Weizen, Eier, Soja, Nüsse sowie Fisch/Meeresfrüchte), durchgeführt werden. Führt die Induktionstherapie zu einer klinisch-histologischen Remission, wird eine Erhaltungstherapie mit dem in der Induktion erfolgreichen Therapieprinzip empfohlen – entweder in reduzierter Dosierung oder, im Falle der Diät, unter schrittweiser Re-Exposition der ausgeschlossenen Nahrungsmittel.

Bei therapierefraktären, symptomatischen ösophagealen Strikturen ist eine endoskopische Dilatation oder Bougierung indiziert. Diese kann entweder mit „through-the-scope“-Ballons oder drahtgeführten Savary-Bougies durchgeführt werden. Da die Dilatation die zugrunde liegende eosinophile Entzündung nicht beeinflusst, sollte sie nur bei residualen Strikturen, die trotz adäquatem medikamentösen Ansprechen bestehen, angewendet werden.

Zudem ist seit 2023 der monoklonale IgG4-Antikörper Dupilumab zur Behandlung der EoE zugelassen. Der Wirkstoff richtet sich gegen die Alpha-Untereinheit des Interleukin(IL)-4- und IL-13-Rezeptors. Dupilumab ist für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg zugelassen, wenn eine konventionelle medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirksam ist, nicht vertragen wird oder nicht in Frage kommt.

Wie erfolgt die Langzeitbetreuung?

Die EoE ist eine chronische Erkrankung mit hoher Rezidivneigung, weshalb regelmäßige endoskopische Kontrollen notwendig sind. Die Therapie sollte individuell angepasst und auf Langzeitverträglichkeit geprüft werden.

Prognose: Wie ist der Verlauf der eosinophilen Ösophagitis?

Ohne adäquate Therapie kann es zu einer zunehmenden fibrotischen Umwandlung des Ösophagus mit irreversibler Strikturbildung kommen. Unter konsequenter Behandlung sind jedoch gute Langzeitergebnisse zu erwarten. Die Lebensqualität der Patient:innen kann durch gezielte diätetische und medikamentöse Maßnahmen erheblich verbessert werden.

Prophylaxe: Wie kann die Erkrankung verhindert werden?

Da die genauen Ursachen der EoE nicht vollständig geklärt sind, gibt es bislang keine spezifische Prophylaxe. Eine frühzeitige Identifikation und Elimination von Nahrungsmittelallergenen sowie die Behandlung atopischer Erkrankungen können möglicherweise das Risiko reduzieren.

Literatur:

(1) Dellon ES, Hirano I. Epidemiology and natural history of eosinophilic esophagitis. Gastroenterology. 2018;154:319–332 e313.
(2) Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): Leitlinie zur „Gastroösophagealen Refluxkrankheit und eosinophilen Ösophagitis“ – Aktuelle Leitlinie mit Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie, abrufbar unter: https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2023/09/LL-Reflux_Leitlinie_ZfG_final_24.05.23.pdf.pdf, letzter Zugriff: 21.03.25.

Häufig gestellte Fragen zum Thema eosinophile Ösophagitis