Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
Dr. rer. nat. Marion AdamDie chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) fordert jedes Jahr weltweit mehr als 3 Millionen Todesopfer. Obwohl die COPD eine chronische, fortschreitende Lungenerkrankung ist, gilt sie als eine vermeidbare und behandelbare Erkrankung.
Was ist COPD?
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD, englisch: Chronic Obstructive Pulmonary Disease) ist eine chronische, in der Regel fortschreitende Erkrankung der Atemwege und/oder der Lungenbläschen, die durch eine nach Gabe von Bronchodilatatoren nicht vollständig reversible Atemwegsobstruktion gekennzeichnet ist [1,2]. Sie äußert sich durch anhaltende respiratorische Symptome wie Atemnot, Husten, Auswurf und wiederkehrende Exazerbationen [2]. Die zugrunde liegenden strukturellen Veränderungen betreffen die Atemwege und/oder das Lungenparenchym und manifestieren sich in Form einer chronisch obstruktiven Bronchitis und/oder eines Lungenemphysems [1,2].
Was sind die chronisch obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem?
Eine chronisch obstruktive Bronchitis ist durch dauerhaften Husten mit Auswurf über mindestens ein Jahr sowie durch eine permanente Obstruktion der Atemwege mit oder ohne Überblähung gekennzeichnet.
Beim Lungenemphysem kommt es zu einer Reduktion der Gasaustauschfläche infolge Zerstörung der Alveolen. Das Ausmaß von Obstruktion, Überblähung und Gasaustauschstörung kann individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein [1].
Wie häufig ist COPD und wer ist betroffen?
Weltweit stellt COPD eine der führenden chronischen Erkrankungen dar, die mit erheblicher Krankheitslast und Sterblichkeit einhergeht, die sich jedoch regional zum Teil deutlich unterscheiden. Gründe hierfür liegen unter anderem in der unterschiedlichen Häufigkeit von Risikofaktoren, in der Exposition gegenüber Luftschadstoffen sowie in der diagnostischen Erfassung. Die Prävalenz korreliert häufig mit dem Tabakkonsum, wobei auch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung in Innenräumen, berufliche Belastung und urbane Emissionen bedeutsam sind. Mit zunehmendem Alter steigt das Erkrankungsrisiko deutlich an. Männer sind in vielen Ländern häufiger betroffen als Frauen; in einigen Regionen nimmt die Erkrankung bei Frauen jedoch überdurchschnittlich zu [2].
Wie hoch ist die weltweite Prävalenz und Mortalität von COPD?
Die weltweite Prävalenz wird aktuell auf rund 10,3% geschätzt. Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl der weltweit Erkrankten aufgrund des demografischen Wandels und der anhaltenden Exposition gegenüber Risikofaktoren deutlich zunehmen wird. Schätzungen zufolge könnten bis zum Jahr 2050 weltweit rund 600 Millionen Menschen an COPD erkrankt sein. Die jährliche Zahl der Todesfälle infolge von COPD wird derzeit auf etwa drei Millionen weltweit geschätzt. Bei anhaltender Tabakexposition in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sowie dem demografischen Wandel in einkommensstarken Ländern könnte diese Zahl bis 2060 auf über 5,4 Millionen Todesfälle pro Jahr ansteigen [2].
Wer ist in Deutschland besonders häufig von COPD betroffen?
Für Deutschland zeigt eine bevölkerungsrepräsentative Befragung eine 12-Monats-Prävalenz von rund 5,8% [1]. Die Häufigkeit steigt mit dem Alter deutlich an. Männer sind insgesamt häufiger betroffen als Frauen, insbesondere in höheren Altersgruppen. Analysen auf Basis vertragsärztlicher Abrechnungsdaten zeigen zwischen 2009 und 2016 einen Anstieg der alters- und geschlechtsstandardisierten Diagnoseprävalenz mit einer anschließenden Stabilisierung [1].
Was sind die Ursachen von COPD?
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung entsteht durch ein Zusammenspiel von genetischen Vorbelastungen und Umweltreizen. Das Rauchen von Zigaretten gilt bei den meisten Patient:innen als Hauptursache. Auch bei Nichtrauchenden können andere Faktoren das Erkrankungsrisiko deutlich erhöhen. Intrauterine Einflüsse wie eine mütterliche Tabakexposition während der Schwangerschaft, frühkindliche Atemwegsinfektionen sowie vorbestehendes Asthma bronchiale gelten als Risikofaktoren für die spätere Entwicklung einer COPD [1].
In seltenen Fällen liegt der Entwicklung einer COPD eine genetische Veranlagung zugrunde. Am besten untersucht ist der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel – eine erbliche Stoffwechselstörung, bei der das in der Leber gebildete Enzym Alpha-1-Antitrypsin nicht ausreichend oder in funktionsloser Form produziert wird. Dies kann zu einer unkontrollierten Schädigung des Lungengewebes führen. Etwa 1 bis 2 % aller COPD-Erkrankten sind davon betroffen.
Risikofaktoren und Ursachen für COPD - ein Überblick:
Inhalativer Tabakkonsum (aktiv und passiv) und Konsum alternativer Tabakprodukte (z. B. E-Zigaretten, Tabakerhitzer, Wasserpfeife)
Berufsbedingte Schadstoffexposition: organische und inorganische Stäube, Dämpfe [3]
Umweltnoxen wie Luftverschmutzung und Biomassenexposition,
Atemwegserkrankungen in der Kindheit
Störungen des Lungenwachstums
Intrauterine und frühkindliche Einflüsse
Asthma bronchiale bzw. bronchiale Hyperreaktivität
Tuberkulose [2]
genetische Ursachen, z.B. Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
niedriger sozioökonomischer Status
Pathophysiologie der COPD: Was passiert im Körper?
Das Hauptmerkmal der COPD ist eine Einschränkung des Luftstroms. Es kommt in der Lunge zum Verlust des elastischen Rückstoßes und somit zu einer unzureichenden Entleerung der Lunge bei der Ausatmung und einer anschließenden statischen und dynamischen Lungenüberblähung (Hyperinflation).
Chronische Entzündungsprozesse, ausgelöst durch langanhaltende Inhalation von Schadstoffen, führen zu strukturellen Umbauvorgängen in den kleinen Atemwegen. Entzündungszellen dringen in die Bronchialwände ein, fördern die Schleimproduktion, lassen die Schleimhaut anschwellen und verursachen eine Verdickung der Atemwegswände. Dadurch verengen sich die Bronchiolen zunehmend, was die Atemluftströmung behindert.
Diese fortschreitende Verengung, Verödung und Zerstörung der terminalen Bronchiolen wird häufig von einem Lungenemphysem begleitet. Dabei handelt es sich um eine irreversible Aufblähung oder Zerstörung der Lungenbläschen (Alveolen), wodurch die elastische Rückstellkraft des Lungengewebes verloren geht. Dies erschwert die Ausatmung und begünstigt eine Überblähung der Lunge.
Zusätzlich ist bei vielen Patient:innen ein anhaltender oxidativer Stress nachweisbar, der durch entzündliche Zellen verstärkt wird. Eine veränderte Zusammensetzung des Lungenmikrobioms (Dysbiose) kann die Entzündungsreaktion begünstigen und mit häufigeren Exazerbationen assoziiert sein.
Mit fortschreitender Erkrankung entstehen Störungen des Gasaustauschs durch eine ungünstige Verteilung von Belüftung und Durchblutung in der Lunge, was zu Hypoxämie und im Spätstadium auch zu Hyperkapnie führen kann. Zudem kann sich eine pulmonale Hypertonie entwickeln, die das rechte Herz belastet und langfristig zu einer Cor-pulmonale-Situation mit eingeschränkter Prognose führen kann [1,2].
Wie wird COPD klassifziert?
Die Klassifikation der COPD erfolgt anhand mehrerer Parameter: der Lungenfunktion, der Symptomlast sowie der Häufigkeit und Schwere von Exazerbationen. Zentrales Element ist die Einteilung in vier Schweregrade nach der GOLD-Klassifikation (Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease), die sich auf den FEV₁-Wert nach Bronchodilatation bezieht. Dieser Wert gibt an, wie viel Luft innerhalb der ersten Sekunde forciert ausgeatmet werden kann.
GOLD I: leicht, FEV₁ ≥ 80 % des Sollwerts
GOLD II: mittelgradig, FEV₁ 50–79 % des Sollwerts
GOLD III: schwer, FEV₁ 30–49 % des Sollwerts
GOLD IV: sehr schwer, FEV₁ < 30 % des Sollwerts
Zur präzisen Bestimmung der Sollwerte empfiehlt die Leitlinie die Verwendung der GLI-Referenzwerte (Global Lung Function Initiative). Diese berücksichtigen Alter, Geschlecht, Körpergröße und ethnische Herkunft und ermöglichen dadurch eine standardisierte und verlässliche Beurteilung des FEV₁-Werts [1].
Was sind die Symptome bei COPD?
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist gekennzeichnet durch eine Kombination typischer Leitsymptome, die im Verlauf der Erkrankung an Intensität zunehmen können. Die drei Hauptsymptome sind:
Atemnot (Dyspnoe): Diese tritt zunächst unter körperlicher Belastung auf, kann aber im fortgeschrittenen Stadium auch in Ruhe bestehen. Besonders charakteristisch ist eine Belastungsdyspnoe, die mit zunehmendem Krankheitsgrad zunimmt.
Husten: Zunächst häufig nur morgens auftretend, wird dieser mit der Zeit persistenter und kann ganztägig sowie auch nachts auftreten. Der Husten ist typischerweise unproduktiv oder produktiv mit Auswurf.
Auswurf (Sputumproduktion): Frühmorgendlicher Auswurf ist typisch; bei Fortschreiten der Erkrankung tritt dieser auch tagsüber und nachts auf. Die Sputummenge kann variieren, ebenso wie die Konsistenz. Eine Verfärbung, insbesondere gelb-grünlich (purulent), kann auf eine bakterielle Infektion hindeuten.
Die Schwere der Symptomatik wird nach einem qualitativen Schema in drei Grade eingeteilt: leicht, mittelgradig und schwergradig. Für die Einschätzung werden die Hauptsymptome Atemnot, Husten und Auswurf berücksichtigt. Ausschlaggebend für die Einordnung ist dabei stets das am stärksten ausgeprägte Symptom. Dies hilft nicht nur bei der Verlaufsbeurteilung, sondern auch bei der Einschätzung möglicher Exazerbationen [1].
Exazerbationen
Was ist eine Exazerbation und was macht sie so gefährlich?
Eine Exazerbation der COPD ist definiert als ein akutes Ereignis mit einer Zunahme von Atemnot, Husten und/oder Auswurf innerhalb weniger als 14 Tage. Häufig treten zusätzlich Tachypnoe und/oder Tachykardie auf. In vielen Fällen ist die Episode mit einer lokal oder systemisch gesteigerten Entzündungsreaktion verbunden [2].
Exazerbationen gelten als wesentliche Ereignisse im Krankheitsverlauf der COPD, da sie eine Verschlechterung des Gesundheitszustands, eine erhöhte Hospitalisierungsrate, häufige Wiederaufnahmen und eine beschleunigte Progression der Erkrankung begünstigen [2]. Die zugrunde liegende Pathophysiologie umfasst eine verstärkte Entzündung der Atemwege, vermehrte Schleimproduktion sowie eine ausgeprägte Lungenüberblähung. Diese Veränderungen führen zu einer spürbaren Zunahme der Atemnot, die das zentrale Symptom der Exazerbation darstellt. Begleitsymptome können eine Zunahme des Hustens, eine vermehrte Schleimsekretion und Giemen sein [2].
Was kann eine Exazerbation auslösen?
Zu den häufigsten Auslösern gehören virale oder bakterielle Infektionen der Atemwege, aber auch Umweltfaktoren wie Luftschadstoffe. In einigen Fällen bleibt die Ursache unklar. Während einer Exazerbation zeigen sich vermehrte Entzündungsmarker, eine Verschlechterung der Ventilation-Perfusion-Verhältnisse sowie eine verstärkte Hyperinflation und Gastrapping. Diese pathophysiologischen Veränderungen können zur arteriellen Hypoxämie mit oder ohne Hyperkapnie führen [2].
Wichtig ist, dass andere Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Pneumonie oder Lungenembolie ähnliche Symptome wie eine COPD-Exazerbation verursachen oder diese verstärken können. Insbesondere eine isolierte Verschlechterung der Dyspnoe ohne typischen produktiven Husten sollte eine differenzialdiagnostische Abklärung nach sich ziehen [2].
Wie wird eine Exazerbation klassifiziert?
In der deutschen Versorgungsrealität erfolgt die Einteilung von Exazerbationen anhand des klinischen Behandlungsbedarfs und des Schweregrads der Ausprägung in vier Kategorien [1]:
Leicht: ambulant behandelbar, ohne zusätzliche medikamentöse Intervention
Mittel: ambulante Therapie mit zusätzlicher Medikation (z. B. orale Kortikosteroide und/oder Antibiotika)
Schwer: stationäre Behandlung erforderlich
Sehr schwer: intensivmedizinische Betreuung notwendig
Was sind die Begleiterkrankungen bei COPD?
Patient:innen mit COPD leiden häufig unter zahlreichen Komorbiditäten, die sowohl durch gemeinsame Risikofaktoren wie das Rauchen als auch durch systemische Folgen der COPD bedingt sind. Von Bedeutung sind:
Kardiovaskuläre Erkrankungen: arterielle Hypertonie, koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, periphere arterielle Verschlusskrankheit
Stoffwechselerkrankungen: Metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus, Adipositas
Psychische Erkrankungen: Angststörungen und Depressionen
Schlafbezogene Atmungsstörungen: nächtliche Hypoxie, Schlafapnoe
Onkologische Erkrankungen: insbesondere Lungenkarzinom
Skelett- und Muskelprobleme: Osteoporose, Muskelschwäche
Weitere: pulmonale Kachexie, pulmonale Hypertonie
Diese Komorbiditäten beeinflussen nicht nur den Krankheitsverlauf, sondern auch die Lebensqualität und Prognose der Betroffenen. Ihre systematische Diagnostik und therapeutische Berücksichtigung sind daher integraler Bestandteil eines modernen COPD-Managements [1,2].
Wie erfolgt die Diagnose bei COPD?
Die Diagnostik der COPD sollte systematisch und gemäß dem empfohlenen Algorithmus erfolgen. Die Diagnose basiert primär auf einer Kombination aus klinischer Anamnese, Lungenfunktionsdiagnostik, strukturiertem Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen und der Beurteilung typischer Symptome.
Anamnese: Was sollte abgefragt werden?
Eine ausführliche Anamnese ist essenziell für die Verdachtsdiagnose einer COPD. Dabei sollten insbesondere aktuelle Beschwerden wie Dyspnoe, chronischer Husten und Auswurf erfragt werden. Ebenso relevant ist die Dokumentation der Häufigkeit und Schwere früherer Exazerbationen. Der Tabakkonsum, inklusive der Pack-Years, spielt eine zentrale Rolle in der Risikobewertung. Darüber hinaus sollten mögliche Expositionen gegenüber inhalativen Schadstoffen wie Feinstaub oder Biomasse, berufliche Belastungen sowie die familiäre Häufung obstruktiver Lungenerkrankungen berücksichtigt werden. Auch bestehende Komorbiditäten, etwa Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen, können wertvolle diagnostische Hinweise liefern [1].
Welche körperlichen Untersuchungen sollten abgedeckt werden?
Die körperliche Untersuchung liefert häufig unspezifische Befunde, ist aber trotzdem Bestandteil der Basisdiagnostik (z. B. periphere Zyanose, verlängertes Exspirium, Giemen).
Wie wird die Lungenfunktion bewertet?
Die Spirometrie ist das zentrale Verfahren zur Diagnosesicherung. Entscheidendes Kriterium ist:
Nachweis einer nicht vollständig reversiblen Obstruktion: Tiffeneau-Index (FEV₁/FVC) < untere Normgrenze (LLN) nach GLI-Referenzwerten
Welche weiterführenden Untersuchungen sind notwendig?
Ganzkörperplethysmographie: zur Bestimmung der Überblähung
Diffusionskapazität (DLCO): zum Ausschluss von interstitiellen Lungenerkrankungen
Thorax-Röntgen oder CT: bei unklaren Befunden, zum Ausschluss anderer Erkrankungen
Wie erfolgt die Behandlung bei COPD?
Trotz verschiedener Möglichkeiten zur Therapie ist eine COPD derzeit nicht heilbar. Erhält ein/e Patient:in die Diagnose COPD, kann eine Behandlung jedoch dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Symptome zu kontrollieren. Die Therapie umfasst sowohl nicht-medikamentöse als auch medikamentöse Maßnahmen, deren Auswahl sich nach dem Schweregrad der Erkrankung, der Symptomatik und dem Exazerbationsrisiko richtet.
Nicht-medikamentöse Therapie
Nicht-medikamentöse Maßnahmen bilden die Grundlage jeder COPD-Therapie – unabhängig vom Stadium der Erkrankung:
Tabakentwöhnung: Eine relevante Verbesserung der Erkrankung kann nur durch vollständige Tabakabstinenz erreicht werden. Patient*innen mit COPD soll daher dringend zum Rauchstopp geraten werden.
Patientenschulung und Selbstmanagement: Schulungsprogramme verbessern das Verständnis für die Erkrankung, fördern den korrekten Umgang mit Inhalativa und stärken die Eigenverantwortung.
Bewegung und körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität ist essenziell. Bei eingeschränkter Belastbarkeit wird eine Teilnahme an einem strukturierten Lungensportprogramm oder einer pneumologischen Rehabilitation empfohlen.
Ernährungsberatung: Sowohl Mangelernährung als auch Adipositas können den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen und sollten gezielt adressiert werden.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Behandlung richtet sich nach dem individuellen Beschwerdebild und dem Risiko für Exazerbationen. Grundlage der Therapie ist ein Stufenschema mit einem symptom- und einem exazerbationsdominiertem Pfad.
Bei vorrangig leichter bis mittelgradiger Symptomatik ohne vorherige schwere Exazerbationen bzw. hohes Exazerbationsrisiko stehen folgende Möglichkeiten zur Auswahl:
Verzicht auf medikamentöse Therapie
Kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetika (SABA), z.B. Salbutamol, Fenoterol oder kurz wirksame muskarinerge Antagonisten (SAMA), z.B. Ipratropiumbromid bei Bedarf
Lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika (LABA), z.B. Titropium oder lang wirksame muskarinerge Antagonisten (LAMA), z.B. Formoterol als Dauermedikation
Bei vorrangig mittelgradiger bis schwergradiger Symptomatik ohne ohne vorherige schwere Exazerbationen bzw. hohes Exazerbationsrisiko kommen nachstehende Möglichkeiten infrage:
LAMA oder LABA
LAMA plus LABA
Für Patient:innen, die vermehrt Exazerbationen im Krankheitsverlauf erlitten haben, bieten sich folgende Therapieoptionen an:
LAMA
LAMA plus LABA
Bei persistierenden Beschwerden und erhöhtem Exazerbationsrisiko ist eine Eskalation zur Triple-Therapie mit LAMA plus LABA plus Inhalatives Corticosteroid (ICS), z.B. Budesonid oder Fluticason, zu erwägen
Vor einer Eskalation der medikamentösen Therapie sollte stets geprüft werden, ob Patient:innendie verordneten Medikamente regelmäßig einnehmen und die Inhalationstechnik korrekt beherrschen. Nur bei gesicherter Adhärenz lässt sich die Wirksamkeit einer Therapie verlässlich beurteilen. Umgekehrt ist auch eine Deeskalation möglich: Sind Patient:innen über längere Zeit beschwerdearm oder treten unerwünschte Nebenwirkungen auf, kann eine Reduktion der Medikation erwogen werden. Dies sollte jedoch nur unter engmaschiger Kontrolle erfolgen, wobei Verlaufsparameter wie Exazerbationen oder Lungenfunktion berücksichtigt werden [1].
Sauerstofftherapie
Eine Langzeit-Sauerstofftherapie kann bei fortgeschrittener COPD mit chronisch niedrigem Sauerstoffgehalt im Blut notwendig werden. Ziel ist es, eine ausreichende Sauerstoffversorgung der Organe sicherzustellen, Atemnot zu lindern und die Lebensqualität sowie Lebenserwartung zu verbessern. Voraussetzung für die Verordnung ist eine stabile Hypoxämie, die in Ruhe und unter Alltagsbedingungen durch eine Blutgasanalyse nachgewiesen wird. Die Sauerstofftherapie sollte täglich mindestens 16 Stunden durchgeführt werden. Wichtig ist eine regelmäßige Überprüfung der Indikation, da sich der Sauerstoffbedarf im Verlauf ändern kann [1].
Wie erfolgt die Nachsorge bei COPD?
Die Nachsorge bei COPD ist ein integraler Bestandteil der Patientenversorgung und zielt darauf ab, den Krankheitsverlauf regelmäßig zu überwachen, Exazerbationen frühzeitig zu erkennen und die Therapie entsprechend dem klinischen Verlauf anzupassen. Hierfür wird eine strukturierte, langfristige Betreuung empfohlen, die regelmäßige Verlaufskontrollen umfasst. Die Kontrolltermine sollen in ihrer Frequenz an den Schweregrad der Erkrankung, die aktuelle Symptomatik, die Exazerbationsrate sowie die Stabilität der Therapieanwendung angepasst werden. Eine enge patientenzentrierte Kommunikation und Schulung fördern dabei die Selbstwirksamkeit und Lebensqualität der Patient:innen.
Ergänzend zur ambulanten Nachsorge kann eine pneumologische Rehabilitation dazu beitragen, körperliche Leistungsfähigkeit, Atemtechnik und Krankheitsverständnis gezielt zu verbessern. Besonders nach stationärer Behandlung oder bei eingeschränkter Belastbarkeit ist sie eine wirksame Maßnahme zur Stabilisierung des Gesundheitszustands und zur Reduktion zukünftiger Exazerbationen [1].
Wie ist die Prognose bei COPD?
Die Prognose der COPD ist individuell sehr unterschiedlich und wird von zahlreichen Einflussfaktoren bestimmt. Dazu zählen genetische Anlagen, Umweltbelastungen, Begleiterkrankungen sowie akute Exazerbationen. Ein klassischer Prognoseparameter ist die Einsekundenkapazität (FEV₁). Höhere FEV₁-Werte stehen im Zusammenhang mit einem geringeren Risiko für Exazerbationen. Weitere bedeutende Prädiktoren für den Verlauf sind der Body-Mass-Index (ein niedriges Körpergewicht wirkt sich ungünstig aus), die Belastbarkeit im 6-Minuten-Gehtest sowie das Ausmaß der Atemnot im Alltag. Diese Komponenten fließen in den BODE-Index ein, der Prognosen zur Ein-, Zwei- und Vierjahresüberlebensrate erlaubt.
Neuere Entwicklungen legen einen stärkeren Fokus auf Komorbiditäten und frühere schwere Exazerbationen als zentrale Prädiktoren. Der sogenannte CODEX-Index, der diese Variablen zusätzlich zu Obstruktionsgrad und Dyspnoe berücksichtigt, zeigt in Studien eine bessere Aussagekraft als der BODE-Index. Häufige Exazerbationen sowie eine notwendige invasive Beatmung gelten als ungünstige Verlaufsmerkmale [4].
Wie kann man einer COPD vorbeugen?
Zur Vorbeugung von Exazerbationen und einer Verschlechterung des Krankheitsverlaufs bei COPD spielt die Vermeidung relevanter Risikofaktoren eine zentrale Rolle. An erster Stelle steht hier die konsequente Tabakentwöhnung: Nur durch vollständige Abstinenz kann eine signifikante Verbesserung erreicht werden, weshalb Patient:innen dringend zur Rauchfreiheit angehalten werden sollten. Auch die Reduktion der Exposition gegenüber inhalativen Noxen wie Luftschadstoffen, Feinstaub oder Biomasserauch trägt wesentlich zur Stabilisierung der Erkrankung bei.
Impfungen sind ein weiterer wichtiger Baustein der Prophylaxe. Da Atemwegsinfektionen häufige Auslöser von Exazerbationen sind, werden Patient:innen mit COPD folgende Impfungen empfohlen [5]:
Influenza-Impfung
Pneumokokken-Impfung
Covid-19-Impfung
Keuchhusten-Impfung
Herpes zoster-Impfung
Für ältere Betroffene wird zusätzlich die RSV-Impfung empfohlen, da sie zu den Risikogruppen für schwere Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus zählen.
Häufig gestellte Fragen zum Thema COPD
Rund um das Thema COPD stellen sich für Betroffene und Angehörige oft viele Fragen: zur Diagnose, zu Behandlungsmöglichkeiten, zu Nebenwirkungen oder zum Alltag mit der Erkrankung. In dieser Patienten-FAQ finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.
Literatur:
- (1)
Leitlinie Nationale VersorgungsLeitlinie COPD, abrufbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/nvl-003, zuletzt aufgerufen am 17.07.25.
- (2)
Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease: Report 2025, abrufbar unter: https://goldcopd.org/2025-gold-report/, zuletzt aufgerufen am 17.07.25.
- (3)
Ratanachina J et al. (2023) Association of respiratory symptoms and lung function with occupation in the multinational Burden of Obstructive Lung Disease (BOLD) study, European Respiratory Journal, DOI: 10.1183/13993003.00469-2022
- (4)
BMJ Best Practice: Chronic obstructive pulmonary disease (COPD) - Prognosis, abrufbar unter: https://bestpractice.bmj.com/topics/en-us/7/prognosis, zuletzt aufgerufen am am 17.07.25.
- (5)
Lungeninfromationsdienst: Impfungen bei COPD besonders wichtig, abrufbar unter: https://www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/news/artikel/impfungen-bei-copd-besonders-wichtig, zuletzt aufgerufen am 17.07.25.